Sicheres Linux strebt nach weltweiter Vormacht

Der Mangel an Sicherheitsfirmen, die auf der LinuxWorld Enterprise-Class-Produkte anboten, könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Aufgabe, Linux wirklich sicherer zu machen als seine kommerzielle Konkurrenz, eher von Bemühungen in Washington D.C. als von Innovationen im Silicon Valley abhängt.

Insgesamt fehlte es den vorgestellten Produkten an Originalität und der Durchsetzungskraft eingängiger Markennamen, um bei den Unternehmen Begeisterung auszulösen. Womöglich werden die Bemühungen, Linux weltweit zur ersten Wahl bei Betriebssystemen für Regierungen zu machen, es sein, die auch die Großunternehmen überzeugen, dass das Betriebssystem sicher und damit firmentauglich ist. Die National Security Agency gab Open-Source-Software einen anfänglichen Schwung, als sie als eine der ersten vor einem Jahr den Prototyp von Security-Enhanced Linux (SELinux) einsetzte – inzwischen spielen hier eher die Universitäten die Vorreiter.

Zentrum der derzeitigen Sicherheits-Initiative der Open-Source-Gemeinde ist das Cyberspace Policy Institute (CPI) an der George Washington University, die federführend beim EGOVOS-Projekt (E-Government Operating System) ist. Auf einer EGOVOS-Konferenz auf der LinuxWorld machten die Podiumsteilnehmer deutlich, wie ehrgeizig ihr Projekt ist. Ihr Ziel? Linux absolut wasserdicht zu machen, so dass Regierungen gar nichts anderes übrig bleibt, als sich dafür zu entscheiden.

Benutzer-bezogene Zugriffskontrolle
Dreh- und Angelpunkt der Sicherheit bei SELinux ist die Benutzer-bezogene Zugriffskontrolle (Mandatory Access Control, MAC) – eine Methode, die die NSA bereits im Oktober 1998 in einem White Paper über Mängel der Computersicherheit favorisierte. Das Problem ist, dass Systeme zur Benutzer-bezogenen Zugriffskontrolle überhaupt nichts zu tun vermögen, sofern sie keine Regeln haben, an denen sie sich orientieren können. Wenn Ihre Entwickler all diese Regeln schreiben müssten, wäre das eine zumindest recht mühselige Aufgabe, was auch dem CPI klar ist.

Podiumsteilnehmer Mark Westerman von Westcam ist sicherlich nicht der Meinung, dass Einführungen von SELinux kompliziert wie Raketentechnik sein müssen, auch wenn er an solchen Projekten bei der NASA beteiligt war. Seine Meinung nach dürfte ein noch in der Entwicklung befindlicher grafischer Richtlinien-Editor die Entwicklung von Regeln für künftige Anwender vereinfachen.

Wie Westerman berichtet, könnte Linux tatsächlich eines Tages eine sichere Sache werden. Nachdem einer seiner Kunden einen Angriff auf einen Linux-DNS-Server erlebt hatte, der zu einem Buffer-Overflow führte, tat er das bislang Undenkbare: Er patchte den Server nicht. Stattdessen aktivierte er die Benutzer-bezogene Zugriffskontrolle und beobachtete, wie die Hacker weiter versuchten, den Server zu bedrängen, aber nicht in der Lage waren, irgendwelchen Code auszuführen. Im Endergebnis wird ein voll entwickeltes und zertifiziertes SELinux „Sicherheit auf militärischem Niveau zum Preis von Open Source-Software bieten“, so Westerman.

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ZDNet.de Redaktion

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