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COVID-19: US-Regierung will Zugriff auf Standortdaten von Smartphone-Nutzern

Google, Facebook und andere Technologieunternehmen führen Gespräche mit der US-Regierung über die Bereitstellung von Standortdaten seiner Nutzer. Damit will die US-Regierung den Ausbruch des neuartigen Coronavirus überwachen.

Mit den anonym aggregierten Daten will die US-Regierung überprüfen, ob die Menschen genug Abstand voneinander halten, um die Ausbreitung von Covid-19, der durch das Virus verursachten Atemwegserkrankung, einzudämmen.

Die Strategie könnte bei der Untersuchung von Übertragungstrends für das Virus hilfreich sein. Sie kommt aber auch zu einer Zeit, in der große Technologieunternehmen bereits intensiv über ihre Datenschutzrichtlinien und den Fundus an persönlichen Informationen, die sie über die Verbraucher haben, nachgedacht haben.

Facebook sagt nicht ausdrücklich, ob es mit der US-Regierung zusammenarbeitet, verweist aber auf frühere Arbeiten zur Erfassung der Bevölkerungsdichte, die es mit Forschern in Harvard und der National Tsing Hua University in Taiwan durchgeführt hat.

„Disease Prevention Maps helfen Organisationen seit fast einem Jahr, auf gesundheitliche Notfälle zu reagieren, und wir haben von einer Reihe von Regierungen gehört, dass sie diese Arbeit unterstützen“, sagte Laura McGorman, Leiterin der Initiative Data for Good von Facebook, in einer Erklärung. „In Zusammenhang mit dem Coronavirus können Forscher und gemeinnützige Organisationen die Karten, die mit aggregierten und anonymisierten Daten erstellt werden, die die Menschen auf Wunsch mit anderen teilen, nutzen, um die Verbreitung des Virus zu verstehen und zu bekämpfen.

Google reagierte nicht auf eine Anfrage, sagte aber der Washington Post, die zuerst über die Sache berichtete, dass eine Partnerschaft nicht die gemeinsame Nutzung der Bewegung oder des Aufenthaltsorts einer Person beinhalten würde. „Wir untersuchen Möglichkeiten, wie aggregierte, anonymisierte Standortinformationen im Kampf gegen COVID-19 helfen könnten. Ein Beispiel könnte den Gesundheitsbehörden helfen, die Auswirkungen sozialer Distanz zu bestimmen, ähnlich wie wir beliebte Restaurantzeiten und Verkehrsmuster in Google Maps anzeigen“, sagte ein Sprecher der Post.

HIGHLIGHT

Schutzmaßnahmen gegen COVID-19

Um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 zu verlangsamen, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zahlreiche Videos veröffentlicht.

Eine ähnliche Strategie wird Berichten zufolge auch in anderen Teilen der Welt, die von dem Virus betroffen sind, umgesetzt. Israelische Regierungsvertreter genehmigten einen Plan zur Nutzung von Handydaten, um die Aufenthaltsorte von Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, und diejenigen, mit denen sie möglicherweise Kontakt hatten, zu verfolgen.

Am Sonntagabend startete Googles Schwesterunternehmen Verily, das sich auf das Gesundheitswesen und die Biowissenschaften konzentriert, eine Website, um den Menschen Informationen über das Coronavirus-Screening zu geben, obwohl es sich vorerst auf zwei Teststandorte in der San Francisco Bay Area beschränkt. Die Einführung folgte auf eine Reihe verwirrender Ankündigungen von Google und Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche.

Andere Technologieunternehmen, die nach eigenen Angaben Gespräche mit Regierungsbehörden führen, um ihre Technologie im Kampf gegen das Coronavirus einzusetzen, sind unter anderem das Gesichtserkennungs-Startup Clearview AI und die Datenanalysefirma Palantir. Clearview AI, das in die Kritik geraten ist, weil es seine Gesichtserkennungs-App an die US-Strafverfolgungsbehörden verkauft hat, führt laut Wall Street Journal Gespräche mit den Regierungen der Bundesstaaten über den Einsatz seiner Technologie zur Verfolgung infizierter Patienten.

In der Zwischenzeit arbeitet Palantir, das angeblich bei der Suche nach Osama bin Laden eine Rolle gespielt haben soll, mit der Zentralen Gesundheitsbehörde der USA (CDC) an der Datenerfassung und Datenintegration zur Verfolgung der Krankheit, berichtete das Journal.

Nach anfänglicher Zurückhaltung reagieren die US-Behhörden nun verstärkt auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Schulen wurden geschlossen, Sportveranstaltungen wurden abgesagt und die meisten öffentlichen Versammlungen wurden verboten. Im Silicon Valley, wo viele der großen Technologieunternehmen ihren Sitz haben, wurde am Montag eine Ausgangssperre bis zum 7. April verhängt.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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