Die britische Regierung ist offenbar zum Schluss gekommen, dass die Risiken beim Einsatz von Huawei-Ausrüstung für den Aufbau von 5G-Netzwerken kontrollierbar sind. Diese Feststellung wurde von der Cybersicherheitsbehörde NCSC (National Cyber Security Center) getroffen, berichtet die Financial Times und beruft sich auf Informanten, die Kenntnis vom nicht öffentlich gemachten Ergebnis der Untersuchung haben.
Im Gespräch mit der Zeitung gab außerdem Peter Hannigan – der frühere Chef des britischen Geheimdiensts GCHQ – Entwarnung und berichtete, dass trotz jahrelanger Prüfung der Huawei-Technik weder Hintertüren noch Hinweise auf eine Spionagetätigkeit des chinesischen Konzerns gefunden wurde. Das NCSC soll schon seit Jahren Einsicht in Huaweis Quellcode haben und ihn in dieser Hinsicht überprüfen.
Die Einschätzung des NCSC steht im offensichtlichen Gegensatz zur Position der US-Regierung, die den Einsatz von Huawei-Technik in 5G-Netzwerken als ein nationales Sicherheitsrisiko sieht. Huawei ist der weltgrößte Hersteller von Telekommunikationsausrüstungen und drängt auch im weltweiten Smartphonemarkt nach vorn. Der chinesische Hersteller steht aber wegen der angeblichen Verbindungen zur chinesischen Regierung im Fokus amerikanischer Behörden. US-Geheimdienste und die Bundespolizei warnten wiederholt vor Huawei sowie ZTE und rieten US-Behörden ausdrücklich vom Einsatz von Smartphones dieser chinesischen Hersteller ab, die außerdem Telekommunikationslösungen vertreiben. So warnten Vertreter von CIA, NSA und FBI vor möglicher Spionagetätigkeit mithilfe der Telekommunikations-Infrastruktur und der Geräte. Eine gezielte Eskalation erfolgte Anfang Dezember, als die USA die Huawei-Finanzchefin und Tochter des Unternehmensgründers in Kanada verhaften ließen.
Die USA drängen außerdem verbündete Länder zum Verzicht auf chinesische Telekommunikationsausrüstung. Australien schloss die chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und ZTE bereits effektiv von einer Teilnahme am Ausbau von 5G-Mobilfunknetzen aus. Die australische Regierung begründete ihre Maßnahme mit einer Gefährdung der nationalen Sicherheit – die chinesischen Netzwerkausrüster hätten den Anweisungen einer fremden Regierung zu folgen. In ähnlicher Weise gingen Neuseeland und Japan vor, während Kanada und Großbritannien noch mögliche Sicherheitsrisiken beim 5G-Ausbau mit Huawei abwägen.
Eine endgültige politische Entscheidung hinsichtlich Sicherheit und Belastbarkeit von 5G-Netzwerken wurde noch nicht getroffen, erklärte jetzt ein Sprecher von Premierministerin Theresa May. Wenn Großbritannien aus der Anti-Huawei-Front ausschert, entsteht damit auch ein Riss in der Five-Eyes-Allianz von USA, Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland, deren Geheimdienste traditionell eng zusammenarbeiten. Wie sich Großbritannien hinsichtlich Huawei verhält, könnte zudem die Entscheidungen anderer Regierungen wie Deutschland beeinflussen.
Als mögliche Nutznießer eines Huawei-Ausschlusses beim 5G-Aufbau werden oft Ericsson und Nokia gesehen. Doch selbst Ericsson-CEO Börje Ekholm warnt davor, sich auf Fragen rund um Huawei zu konzentrieren. Europa riskiere damit, beim Aufbau von 5G-Netzwerken weiter zurückzufallen. Regulierung und die hohen Investitionskosten seien die größeren Hindernisse, aber die Huawei-Spannungen und daraus resultierende Unsicherheit hätten die europäischen Netzbetreiber gelähmt. Ein Verbot von Huawei-Technik schade dem Wettbewerb: „Wenn wir uns vor dem Wettbewerb fürchten, dann kommt die Innovation zum Stillstand.“
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