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Samsung Galaxy S9+ im Benchmarktest

Die bereits vor einigen Tagen veröffentlichten Geekbench-Werte für die neuen Galaxy-S9-Modelle bestätigen sich in der Praxis. Im ZDNet-Test erreicht das Galaxy S9+ mit Exynos-Prozessor 9810 das Leistungsniveau, was schon durch zuvor veröffentlichte Resultate bekannt geworden ist.

Dabei sind die mit Samsung-Prozessor ausgestatteten Modelle im Single-Core-Test deutlich schneller als die mit Snapdragon 845 ausgerüsteten Modelle. Letztere werden in China, Japan, Lateinamerika und den USA verkauft, während im Rest der Welt der Exynos 9810 die S9-Modelle antreibt.

Die Ergebnisse entsprechen in etwa den Angaben von Samsung, die bei der Vorstellung des neuen Prozessors eine Verdoppelung der Leistung bei Single-Core-Anwendungen in Aussicht stellten. Im Multi-Core-Bereich spricht Samsung selbst von einer Leistungssteigerung von 40 Prozent.

Tatsächlich ist vor allem der Leistungsvorteil des Exynos-Prozessors 9810 im Single-Core-Bereich auffällig. Hier erzielt er mit 3648 (Galaxy S9) beziehungsweise 3691 Punkten (Galaxy S9+) ein um 50 Prozent besseres Ergebnis als der Snapdragon 845, der nur auf 2455 Punkte kommt. Im Vergleich zum Vorgängerchip Exynos 8895 im Galaxy S8 ist die neue Samsung-CPU über 80 Prozent schneller. Im Multi-Core-Bereich fällt das Leistungsplus mit knapp 35 Prozent deutlich geringer aus. Auch ist er dann nicht mehr viel schneller als der Snapdragon, der 8312 Punkte erzielt (Exynos 9810: 8894/8911 Punkte Galaxy S9/S9+). Dennoch zeigt sich, dass die Leistungsunterschiede zwischen S9 und S8 deutlich größer ausfallen als zwischen S8 und S7, wo das neuere Gerät nur zwischen 4 und 15 Prozent mehr Leistung bot.

Der Blick auf die Einzelergebnisse des Single-Core-Test offenbart weitere Details in Sachen Performance. So zeigt sich, dass die von einem Exynos 9810 angetriebenen S9-Modelle über ein sehr leistungsfähiges Speicherinterface verfügen. Der Leistungsunterschied zu den Snapdragon-845-Modellen ist so groß, dass eigentlich nur ein größerer Cache im Exynos-Prozessor als Ursache dafür in Frage kommt. In diesem Bereich übertrifft der Exynos-Prozessor sogar die Performance eines Apple A11, der als derzeit leistungsfähigster Smartphone-Prozessor in den aktuellen iPhone-Modellen zum Einsatz kommt. Auch dieser verdankt seine Leistung unter anderem einer üppig bemessenen Cache-Architektur.

In allen anderen Single-Core-Tests muss sich der Exynos 9810 dem Apple A11 jedoch geschlagen geben. Immerhin kann er den Vorsprung des A11 erheblich verkürzen und gleichzeitig dem Snapdragon 845 deutlich enteilen.

Bei Berechnungen, die mehrere Kerne verwenden, fällt der Vorsprung des Exynos-Prozessors 9810 gegenüber dem Snapdragon 845 mit insgesamt 7 Prozent längst nicht mehr so groß aus wie im Single-Core-Bereich, wo ein Leistungsplus von 50 Prozent zu Buche steht. Bei Berechnung von Fließkommazahlen und im Speicherbereich ist der Exynos 17 und 56 Prozent schneller als der Snapdragon. In den Bereichen Integer und Crypto geht er etwas langsamer als der Qualcomm-Chip zu Werke.

Weitere Benchmarkergebnisse

In anderen Benchmarks wie PCMark, 3DMark oder AnTuTu kann der Exynos 9810 das Leistungspotential hingegen noch nicht ausschöpfen. Teilweise erreicht der Chip sogar schlechtere Werte als sein Vorgänger im Galaxy S8. Dieses seltsame Verhalten wurde auch in anderen Tests wie bei Anandtech bestätigt.

Schaut man sich die CPU-Auslastung im PCMark an, stellt man fest, dass der Exynos 9810 während des Benchmarks nicht sehr hoch taktet. Die Taktraten liegen weit unterhalb seiner Spezifikation. Bei anderen Testkandidaten wie dem Snapdragon 835 liegen diese viel höher. Warum der Exynos beim PCMark so niedrig taktet aber unter dem Geekbench offensichtlich kein Problem hat, an seine Leistungsgrenzen zu gehen, ist derzeit ungewiss.

Anandtech vermutet, dass ein konservativ eingestellter Scheduler, dafür verantwortlich ist. Aber warum derselbe Scheduler unter dem Geekbench keine Leistungsprobleme verursacht und bei anderen Benchmarks die CPU nicht voll auslastet, wird mit dieser Begründung nicht vollständig erklärt. Eine Drosselung der CPU wegen starker Hitzentwicklung kann ebenfalls ausgeschlossen werden. Die Temperatur erreicht während der Ausführung des PCMark keine hohen Werte. Auch das mehrmalige Ausführen des Geekbenchs hat den Prozessor nicht gedrosselt: Der Benchmark hat bei jedem Durchlauf Werte ermittelt, die nur wenige Prozentpunkte auseinanderliegen. Es hat auch keinen Unterschied gemacht, ob das Smartphone während des Tests geladen wurde oder nicht.

Die sehr guten Leistungswerte im Geekbench kann das Galaxy S9+ mit Exynos 9810 in anderen Tests nicht bestätigen. Im PCMark fällt es sogar deutlich hinter das im letzten Jahr vorgestellte Mi MIX 2 mit Snapdragon 835 zurück. Möglicherweise ist die Firmware auf dem Galaxy S9+ noch nicht ausgereift (Screenshot: ZDNet.de).

Fazit

Die Geekbench-Ergebnisse zeigen das Leistungspotential des Exynos 9810, der in den hierzulande verkauften Galaxy-S9-Modellen zum Einsatz kommt. Die Leistungssteigerung gegenüber der Vorgängergeneration hat sich nahezu verdoppelt. Ein solcher Performancesprung ist sehr ungewöhnlich und wurde in jüngerer Vergangenheit nur von Apple erzielt.

Derzeit können jedoch andere Tests das vom Geekbench für den Exynos 9810 ermittelte Performanceniveau nicht bestätigen. Möglicherweise kann Samsung das Problem mit einem Update für das Galaxy S9 beheben. Dieses dürfte nicht nur wegen der Performanceproblematik nicht lange auf sich warten lassen. Auch wegen der schön älteren Sicherheitspatches der aktuellen S9-Firmware, diese datieren vom 1. Janaur 2018, dürfte ein Update bald fällig sein.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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