Categories: ÜbernahmeUnternehmen

ARM-Gründer: Verkauf an Softbank ist ein trauriger Tag für die Tech-Industrie in UK

Hermann Hauser, Mitgründer von ARM Holdings, ist enttäuscht und „sehr traurig“ über den Verkauf des erfolgreichen Chip-Entwicklers an den japanischen Telekom- und Medienkonzern Softbank. Gegenüber der BBC sprach er von einem „traurigen Tag für die Technologie in Großbritannien“.

ARM habe Großbritannien „echte Stärke“ gegeben, sagte Hauser weiter. „Es war ein britisches Unternehmen, das die nächste Generation der Mikroprozessor-Architektur bestimmt hat. Diese wird in allen Mobiltelefonen der nächsten Generation eingesetzt werden und – noch wichtiger – im Internet der Dinge der nächsten Generation.“ Durch den Verkauf werde jedoch nicht mehr in Britannien, sondern in Japan entschieden, was in der Technologie als Nächstes kommt.

Schon bei der Gründung von Acorn war der österreichische Unternehmer Hermann Hauser dabei, das in UK frühe Personalcomputer wie den BBC Micro und auch den erfolgreichen ARM-Prozessor entwickelte. Später beteiligte er sich an der Ausgliederung von ARM Limited, dessen Prozessoren von anderen Unternehmen in Lizenz gefertigt werden und auch in Eingebetteten Systemen verbreitet sind. Sie sind in TV-Geräten, Streamingboxen und Fernbedienungen ebenso zu finden wie in Drohnen, Autos und Smart-Home-Geräten.

Softbank will für den Chip-Entwickler 17 Pfund pro Aktie bezahlen, was einem Aufschlag von 43 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Papiers am vergangenen Freitag entspricht. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich damit auf etwa 23,4 Milliarden Pfund (27,95 Milliarden Euro). ARM soll demnach als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. Softbank will auch am vorhandenen Management-Team sowie dem auf Partnerschaften basierenden Geschäftsmodell festhalten – ARM entwickelt die Chiptechnologien, die Firmen wie Apple, Samsung und Qualcomm für ihre eigene Produktion von Mobilprozessoren lizenzieren.

HIGHLIGHT

Mehr Sicherheit im smarten Zuhause

Wie Sie Ihr persönliches Internet der Dinge vor versteckten Gefahren schützen

Die Kaufentscheidung begünstigte der stark gefallene Kurs der britischen Währung. Dabei war der Aktienkurs von ARM schon zuvor gestiegen, möglicherweise aufgrund von Übernahmegerüchten. Zum anderen hatte ein ARM-Sprecher schon kurz nach der Brexit-Entscheidung darauf hingewiesen, dass das Unternehmen seine Einnahmen überwiegend außerhalb der EU-Zone erzielt.

Anders als ARM-Mitgründer Hauser will die neue britische Regierung im ARM-Verkauf nur Positives sehen. Laut Premierministerin Theresa May zeigt die Übernahme, das die britische Wirtschaft erfolgreich sein kann, nachdem das Land den Ausstieg aus der Europäischen Union gewählt hat. Sie glaube, dass die Vereinbarung im nationalen Interesse des Landes sei. „Das ist eine gute Nachricht für britische Arbeiter, das ist eine gute Nachricht für die britische Wirtschaft“, sagte ihre Sprecherin. „Es zeigt, dass wir einen Erfolg aus dem EU-Ausstieg machen können, wie es die Premierministerin gesagt hat.“

Der neue Schatzkanzler Philip Hammond begrüßte das „bislang größte Investment aus Asien in Großbritannien“. Nur drei Wochen nach dem Referendum zeige es, dass Britannien nichts von seinem Reiz für internationale Investoren verloren habe. „Großartige Nachricht zur ARM-Übernahme, einer unserer echten globalen Herstellerfirmen“, sagte der kürzlich ausgeschiedene Digital Economy Minister Ed Vaizey. Er übersah dabei allerdings, dass ARM die Prozessoren tatsächlich nicht selbst herstellt, sondern sie entwickelt und an andere Unternehmen lizenziert.

„Softbanks Entscheidung, ARM in Cambridge zu belassen und die Zahl der Mitarbeiter in Großbritannien zu verdoppeln, ist zu begrüßen“, kommentiert TechWeekEurope, eine britische Schwesterpublikation von ZDNet.de. „Aber abzuwarten ist, ob wir es begrüßen sollten, dass eine weitere britische Technikfirma – und in diesem Fall unsere größte – in ausländischen Besitz übergeht.“

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit der europäischen Technologie-Geschichte aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

13 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

15 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

1 Tag ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

3 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

4 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

4 Tagen ago