Categories: RegulierungZensur

Iran macht Datenspeicherung im Land verpflichtend

Der Iran macht es für Messaging-Apps und Soziale Netze verpflichtend, Daten iranischer Nutzer im Land zu speichern. Laut Reuters nennt das Land Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Privatsphäre seiner Bürger als Grund.

Die Entscheidung des Obersten Rats für den Cyberspace, wie die zuständige Behörde heißt, verbreitete zuerst die iranische Agentur IRNA am Sonntag: „Ausländische Messaging-Anbieter, die im Land aktiv sind, werden verpflichtet, alle Daten und Aktivitäten, die mit Bürgern des Iran verbunden sind, ins Land zu transferieren.“ Dies gehe auf „Hinweise und Bedenken des Obersten Religionsführers“ Ali Chamene’i zurück.

Anbieter erhalten ein Jahr Frist, um die Vorschrift umzusetzen. Besonders betroffen ist nach Einschätzung von Reuters der cloudbasierte Messaging-Service Telegram, die unter anderem aufgrund der integrierten Verschlüsselung etwa 20 Millionen Nutzer im Iran gewinnen konnte. Das Land hat etwa 80 Millionen Einwohner.

Im November 2015 waren dort Administratoren von rund 20 Chatgruppen bei Telegram wegen „unmoralischer Inhalte“ verhaftet worden. Von Reuters zitierte Nutzer vermuten, dass Telegram-Nachrichten nicht mehr sicher sein werden, sobald die Regierung eine Speicherung im Land durchgesetzt und sich somit eine Zugriffsmöglichkeit geschaffen hat.

Telegram setzen nicht nur friedliebende Iraner ein, die Wert auf freie Meinungsäußerung und Privatsphäre legen. Ein Sicherheitsforscher informierte im November 2015, es sei auch die Lieblings-Chat-App der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Die Behörden seien dem Programm nicht gewachsen, obwohl es fehlerhaft sei und eine „wackelige selbstgemachte“ Verschlüsselung nutze.

WEBINAR

HPE Server der Generation 10 - Die sichersten Industrie-Standard-Server der Welt

Die neuen HPE-Server der Generation 10 bieten einen erweiterten Schutz vor Cyberangriffen. Erfahren Sie in unserem Webinar, warum HPE-Server die sichersten Industrie-Standard-Server der Welt sind und wie Sie ihr Unternehmen zu mehr Agilität verhelfen. Jetzt registrieren und Aufzeichnung ansehen.

Telegram sperrte damals 78 öffentliche Channel mit Bezug zum Islamischen Staat. Die Kommunikation in solchen Channels erfolgt anders als Privatgespräche nicht verschlüsselt. Telegram wurde von russischen Programmierern entwickelt, die sich der staatlichen Überwachung in ihrem Heimatland entziehen wollten.

Der Iran hat vor Jahren eine strenge Internetzensur eingerichtet. Facebook und Twitter sind dort beispielsweise verboten, werden aber von vielen Anwendern über VPN-Software und Tor dennoch genutzt.

Tipp: Wie gut kennen Sie Soziale Netzwerke? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Kaspersky warnt vor kritischen Sicherheitslücken in Cinterion-Modems

Betroffen sind Millionen IoT- und M2M-Geräte Geräte weltweit. Unter anderem können Angreifer per SMS Schadcode…

1 Stunde ago

Google schließt Zero-Day-Lücke in Chrome

Von ihr geht ein hohes Risiko aus. Angreifbar sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

3 Tagen ago

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

3 Tagen ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

4 Tagen ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

5 Tagen ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

5 Tagen ago