Categories: RechtRegulierung

Studie: Über 28 Prozent aller Löschanträge sind fragwürdig

Forscher haben an Google gerichtete Urheberrechtsbeschwerden nach dem Digital Millennium Copyright Act untersucht und 28,4 Prozent als „fragwürdig“ eingestuft. In rund 5 Prozent der Fälle entsprachen die spezifizierten Inhalte nicht den tatsächlichen, und etwa 24 Prozent sind aus anderen Gründen möglicherweise nicht zutreffend – etwa weil sie unter Fair Use fallen.

„Fast ein Drittel der Löschanträge (28,4 Prozent) warf deutliche Fragen zur Validität des Antrags auf, nur auf Basis einer oberflächlichen Prüfung, wie wir sie durchführen konnten. Bei manchen gab es mehrere Probleme“, heißt es in dem Forschungsbericht. Zu den Fehlern zählten freilich auch falsche Formatierungen. Andere Probleme sind grundsätzlicher Natur: „Einige Antragsteller – die durchweg nicht autorisierte File-Sharing-Sites betrafen – enthielten Links auf seit langem nicht mehr betriebene Sites, was einen Schatten auf die regelmäßige Überprüfung ihrer automatisch arbeitenden Algorithmen wirft.“ Insbesondere NBC Universal habe Urheberrechtsverstöße durch Megaupload.com und BTJunkie.org noch lange nach deren Schließung beanstandet.

Die Studie stammt von Forschern der American Assembly der Columbia University und von Berkeley. Torrentfreak hat sie aufgegriffen. Sie nutzte Material der an der Harvard University gehosteten Datenbank Lumen, die Löschanträge aufgrund von Urheberrechtsverletzungen sammelt. 99,8 Prozent der untersuchten rund 108 Millionen Anträge gingen an die Google-Suche.

Wenn die Zahlen stimmen, nimmt Google viel zu viele Inhalte und Links vom Netz. Seine Umsetzungsquote beträgt derzeit 97,5 Prozent. Nach Ansicht der Forscher ist das kein Wunder. Ihm drohen hohe Strafen, wenn es einem begründete Löschantrag nicht nachkommt.

Whitepaper

Studie zu Filesharing im Unternehmen: Kollaboration im sicheren und skalierbaren Umfeld

Im Rahmen der von techconsult im Auftrag von ownCloud und IBM durchgeführten Studie wurde das Filesharing in deutschen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern im Kontext organisatorischer, technischer und sicherheitsrelevanter Aspekte untersucht, um gegenwärtige Zustände, Bedürfnisse und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Jetzt herunterladen!

Der Digital Millennium Copyright Act (DCMA) von 1998 sieht mit seinen „Safe Harbor“-Bestimmungen vor, dass Internetdienste nicht von vornherein für Rechtsverletzungen durch ihre User verantwortlich gemacht werden können, Inhalte und Links darauf aber nach Eingang berechtigter Hinweise zeitnah löschen müssen. Das war vor 18 Jahren (und auch noch vor acht) bei einigen Dutzend Anfragen täglich unproblematisch – heute beschweren sich sowohl Anbieter wie Google, bei dem mehr als zwei Millionen Löschanträge täglich eingehen, als auch Rechteinhaber über dieses System.

Vergangene Woche hatte eine Gruppe US-Musiker um Christina Aguilera, Katy Perry und Billy Joel eine neue Regelung gefordert: „Die bestehenden Gesetze – und ihre Auslegung durch Richter – bedrohen die Möglichkeit von Songwritern und Künstlern, von ihrer Musik zu leben.“ Nicht namentlich genannte „Technikfirmen“ hätten „riesige Profite eingestrichen.“

Musiker, Verlage und andere Rechteinhaber bemängeln, dass sie mit der Fülle an Rechtsverstößen nicht Schritt halten können. Diensteanbieter wie Google fühlen sich mit der Vielzahl an Anfragen überfordert. Die Studie scheint Google Recht zu geben, es zählte allerdings zu ihren Sponsoren.

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

3 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

3 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

3 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

4 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

4 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

4 Tagen ago