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Go-Duell: Googles AlphaGo ist nicht unschlagbar

Der koreanische Meister im Go, Lee Se-dol, hat Googles Programm AlphaGo erstmals besiegen können. Allerdings gelang ihm der Sieg erst in der vierten von insgesamt fünf Partien. Die Entscheidung war am Wochenende bereits gefallen.

„Weil ich drei Partien verloren habe, war diese eine Partie so wertvoll. Ich möchte diesen Sieg gegen nichts in der Welt eintauschen“, sagte Lee im Anschluss. Beobachter und Kommentatoren waren in Jubel ausgebrochen, als Googles Programm kapitulierte.

Dabei schien AlphaGo auch im vierten Spiel im Vorteil, wie aus Korea berichtet wird. Der 33-jährige Champion fand zur Überraschung aller Kommentatoren aber einen brillanten Zug, der ihm aus seiner Defensive half. Im 79. Zug machte AlphaGo dann nach Meinung der Fachleute einen klaren Fehler, und es folgten noch mehr für das Programm bisher untypische Züge, die seine Position weiter verschlechterten.

Die Aufgabe erfolgte nach 180 Zügen. Der CEO von Googles KI-Sparte DeepMind, Demis Hassabis, gratulierte Lee in einem Tweet. Noch während des Spiels hatte er kommentiert, AlphaGo habe den Fehler im 79. Zug erst um Zug 87 herum bemerkt. Gratulationen sandte auch der beste chinesische Go-Spieler, Ke Jie, über die koreanische Agentur Yonhap. Er hat sich schon früher ebenfalls zu einem Duell gegen AlphaGo bereit erklärt.

Die letzte Partie wird morgen ausgetragen, Lee kann aber bestenfalls auf 3:2 verkürzen und hat keine Aussicht mehr auf das ausgelobte Preisgeld von einer Million Dollar. Die Partie wird live auf Youtube übertragen. Für die Google-Mutter Alphabet sind Chairman Eric Schmidt und CTO Sergey Brin vor Ort.

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Der koreanische Meister selbst hatte schon am Wochenende erklärt: „Lee Se-dol hat verloren, nicht die Menschheit.“ Damit wehrte er sich gegen eine Überhöhung des Duells als Kampf Mensch gegen Maschine – 19 Jahre, nachdem IBMs System Deep Blue erstmals mit Garry Kasparow einen aktuellen Schachweltmeister besiegt hatte.

Das auf einem Brett aus 19 mal 19 Feldern gespielte, aus China stammende Brettspiel Go ist etwa 2500 Jahre alt. Es gilt als ungleich komplexer zu berechnen als Schach. Laut MIT Technology Review war ein Algorithmus auf dem Niveau von Profispielern erst in etwa zehn Jahren erwartet worden.

Trainiert wurde das System für Maschinelles Lernen durch Analyse von 30 Millionen Spielen menschlicher Experten. Anschließend spielte AlphaGo 100-mal gegen sich selbst, um sich zu verbessern. Gegen andere Go-Programme entschied AlphaGo 499 von 500 Partien für sich. Letztendlich soll es aber um mehr als nur spielerische Erfolge gehen: „Während Spiele die perfekte Plattform für die Entwicklung und Tests von KI-Algorithmen sind, wollen wir diese Techniken letztlich für wichtige Probleme der echten Welt einsetzen.“

Hinter AlphaGo steht DeepMind, ein britischer Spezialist für Künstliche Intelligenz, den Google vor zwei Jahren für 400 Millionen Dollar übernahm. Er war auf Algorithmen und Lernprotokolle für E-Commerce-Software, Simulationen und Spiele spezialisiert. Nach dem AlphaGo-Projekt widmet er sich inzwischen der praktischen Medizin und kündigte mit DeepMind Health eine Reihe Apps an, die Ärzten dabei helfen sollen, Risikopatienten zu identifizieren.

[mit Material von Cho Mu-hyun, ZDNet.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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