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Yahoo bereitet sich mit neuen Direktoren auf Verkauf vor

Yahoo hat sein Board of Directors um zwei Manager aufgestockt, die Erfahrungen mit Firmenverkäufen haben. Das berichtet Bloomberg. Eric Brandt und Catherine Friedman lösen Charles Schwab und Max Levchin ab.

Brandt hatte Broadcom als Chief Financial Officer bei seinem Verkauf an Avago Technologies für 37 Milliarden Dollar begleitet. Er half dem Chiphersteller zuvor, durch Stellenstreichungen zur Profitabilität zurückzukehren und disziplinierter in Forschung und Entwicklung zu investieren. Friedman hingegen war früher Managing Director bei der Investmentbank Morgan Stanley, wo sie Strategie- und Transaktionsberatungen anbot und binnen 23 Jahren zahlreiche Übernahmen abwickeln half.

Das Gremium umfasst somit wieder neun Personen. Charles Schwab und Affirm-CEO Max Levchin hatten beide im vergangenen Jahr ihren Rücktritt erklärt.

Im Februar hatte Yahoo angekündigt, strategische Alternativen zu prüfen. Die jetzigen Ergänzungen des Direktoriums sollen mutmaßlich auch den Investor Starboard Value beruhigen, der an CEO Marissa Mayers Strategie zweifelt und erste Schritte eingeleitet hat, um eigene Stellvertreter in den Aufsichtsrat zu bringen. Starboards Anteil an Yahoo beträgt unter ein Prozent.

Chief Financial Officer Ken Goldman hat vergangene Woche klar gemacht, dass es keine Differenzen zwischen Mayer und dem Aufsichtsrat gibt. „Ich möchte das ganz klar sagen: Das Management, also Marissa, ich selbst und der Rest ihres Managements, das Komitee [zur Prüfung strategischer Optionen] und der Aufsichtsrat, wir sind absolut alle auf einer Linie.“ Damit widersprach er dem Eindruck, den einige Interessenten angeblich gewonnen und US-Medien weitergegeben hatten.

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Zugleich skizzierte Goldman eine weitere strategische Alternative: Yahoo könnte ihm zufolge Patente, Immobilien und andere nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivposten im Wert von 1 bis 3 Milliarden Dollar verkaufen. Nach seiner Darstellung brachten Lizenzierung und Verkauf von Patenten in den vergangenen drei Jahren mehr als 600 Millionen Dollar.

Sollte es zum Verkauf kommen, gilt Verizon, das mit AOL ohnehin schon ein traditionsreiches Internetportal der ersten Generation in seinen Reihen hat, als aussichtsreichster Kandidat. Es hat das nötige Kapital und mit einer Interessenbekundung auch schon mögliche Konkurrenten abgeschreckt. Und mit AOL-CEO Tim Armstrong steht ein Verizon-Manager bereit, der sich auch um Yahoo kümmern könnte – als Nachfolger seiner früheren Google-Kollegin Marissa Mayer.

Yahoo kann über Dienste wie Mail, Finanzen, Sport und Videos hinweg eine Milliarde Nutzer vorweisen. Für AOL und seine Mutter sind vermutlich auch seine Exklusivinhalte interessant, versucht Verizon doch gerade, ein Videostreaming-Angebot namens Go60 im US-Markt zu etablieren.

Die zweitbesten Chancen werden Time Inc nachgesagt. Angeblich bereitet zudem CEO Marissa Mayer ein Gebot zusammen mit Investoren vor. Auch der international expandierende Alex-Springer-Verlag gilt als denkbarer Interessent, wenn auch als Außenseiter.

Yahoo hatte Anfang Februar Entlassungen und eine Milliardenabschreibung angekündigt. 15 Prozent der Belegschaft müssen gehen, was rund 10.000 Mitarbeitern entspricht. Die Goodwill-Abschreibung auf sein Web-Eigentum und Tumblr belastet Yahoos Ergebnis im vierten Quartal mit 4,46 Milliarden Dollar. Es steht unter Druck durch Investoren, die schon einen Austausch der Führung gefordert haben. Die Neuausrichtung auf Mobile und Video durch Marissa Mayer, die 2012 CEO wurde, muss als gescheitert gelten.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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