Windows 10 greift standardmäßig tief in die Privatsphäre ein

Wer bei der Installation von Windows 10 die von Microsoft vorgeschlagenen Express-Einstellungen übernimmt, akzeptiert damit zugleich weitgehende Eingriffe in seine Privatsphäre. Mit erweiterten Einstellungen lässt sich das Datensammeln reduzieren. Auch im Nachhinein können Nutzer die Datenschutzeinstellungen bei Windows 10 anpassen, wenn auch nicht alle Übertragungen an Microsoft verhindern.

Websites ist bei Windows 10 von Haus aus der „Zugriff auf die eigene Sprachliste gestattet, um die Anzeige lokal relevanter Inhalte zu ermöglichen“. Um gezielte Werbung einblenden zu können, erlaubt sich Microsoft „die Verwendung der Werbungs-ID für App-übergreifende Erlebnisse.“ Standort wie Surfverlauf, Kontakte und Termine werden ebenfalls nach Redmond übermittelt. Windows 10 macht weder Halt vor E-Mails, Websites, installierten Apps noch den Inhalten privater Ordner. Es sammelt Suchanfragen an Microsofts Suchmaschine Bing sowie Unterhaltungen mit dem Sprachassistenten Cortana.

Standardmäßig erlaubt sich der Softwarekonzern auch, „Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft zu senden, um die Eingabe- und Schreibfunktionen zu verbessern“. Dabei werden „Ihre getippten und handgeschriebenen Wörter“ gesammelt, wie die 45-seitigen englischsprachigen Nutzungsbedingungen näher ausführen.

Das alles und viel mehr nimmt sich Microsoft heraus, ohne dass die meisten Nutzer überhaupt vom Umfang gesammelter persönlicher Informationen erfahren und bewusst zustimmen können, bemängeln Datenschützer. „Microsoft gewährt sich im Prinzip selbst sehr weitgehende Rechte, alles zu sammeln, was Sie mithilfe Ihrer Geräte tun, sagen und schreiben, um mehr gezielte Inserate zu verkaufen oder Ihre Daten an Dritte zu verkaufen“, zitiert die Financial Times die Brüsseler Datenschutzorganisation European Digital Rights.

HIGHLIGHT

Windows 10: Datenschutzeinstellungen unter der Lupe

Mit Windows 10 will Microsoft auch den Datenschutz und die Sicherheit deutlich verbessern. Hierfür stehen in den Einstellungen zahlreiche Optionen zur Verfügung, mit denen Anwender ihr Datenschutz- und Sicherheitsniveau selbst regulieren können.

Microsoft hingegen beteuert, es nutze nicht für gezielte Inserate, was der Nutzer „in E-Mails, Chats, Videoanrufen, gesprochenen Nachrichten, Dokumenten, Fotos oder anderen persönlichen Dateien ausdrückt.“ In seinen eigenen Datenschutzbestimmungen nennt es zugleich eine ganze Reihe von Gründen für Zugriffe auf, Enthüllung von und die Vorhaltung persönlicher Daten einschließlich der Inhalte von E-Mails, anderer privater Kommunikation oder Dateien in privaten Ordnern. Microsoft will sich das alles erlauben, wenn es „im guten Glauben ist“, dass es für bestimmte aufgeführte Zwecke notwendig ist. Dazu zählen nicht nur Anforderungen von Ermittlungsbehörden und Regierungsbehörden oder die Abwehr von Spammern und Betrügern, sondern auch Betrieb und Sicherheit seiner eigenen Dienste und der Schutz seines geistigen Eigentums.

Die Datenschutzoptionen bei Windows 10 können im Nachhinein angepasst werden (Screenshot: Thomas Joos).

„Windows sammelt keine persönlichen Informationen ohne Ihre Zustimmung“, erklärte Microsoft wiederum gegenüber der Presse. „Um Windows effizient als Service bereitstellen zu können, sammelt Microsoft einige leistungsbezogene, diagnostische sowie Informationen zur Nutzung, die dazu beitragen, dass Windows und Apps einwandfrei funktionieren. Microsoft nutzt diese Informationen, um Probleme zu identifizieren und Fehlerbehebungen zu entwickeln.“

Während sich die Übertragung von Diagnose- und Nutzungsdaten nicht völlig unterbinden lässt, können aufgeklärte Nutzer viele voreingestellte Eingriffe in ihre Privatsphäre abwählen. Sie müssen dazu die Datenschutzeinstellungen anpassen. Microsoft verweist außerdem auf seine Website choice.microsoft.com mit weiteren Optionen zu personalisierter Werbung von ihm und seinen Partnerunternehmen.

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ZDNet.de Redaktion

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