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Apple Music: FTC startet Ermittlungen

Apple kommt zunehmend unter Druck wegen seiner Musikstreaming-Praktiken und der Wettbewerbsnachteile, die es Konkurrenten wie Spotify und Rhapsody auferlegt. US-Senator Al Franken forderte die Justizministerin und die US-Handelsaufsicht FTC in einem Brief zum Handeln auf. Wie The Verge berichtet, hat die FTC bereits Ermittlungen aufgenommen und Vorladungen an Streamingdienste versandt.

Knackpunkt ist die 30-prozentige „App-Store-Steuer“, die Apple anderen Streamingdiensten auferlegt, wenn sie aus ihrer iOS-App heraus Abonnements anbieten. Seit 2011 gelten sogar noch verschärfte Nutzungsbedingungen, die in den Apps Hinweise und Links zu günstigeren Angeboten auf den Websites der Anbieter untersagen.

Mit Apple konkurrierende Streamingdienste sind daher gezwungen, in ihren iOS-Apps den monatlichen Abopreis von üblichen 9,99 Dollar auf 12,99 Dollar anzuheben, um die an Apple abgeführten Anteile auszugleichen. Apple Music hingegen treffen diese zusätzlichen Kosten nicht. Der iPhone-Hersteller untersagt seinen Konkurrenten außerdem kostenlose Probezeiten, bietet jedoch selbst eine dreimonatige kostenlose Erprobung von Apple Music an.

Kritik an Apples Praxis kam schon 2011 auf, führte aber zu keiner Änderung. Mit Apples Eintritt in das Musikstreaming-Geschäft ändert sich die Situation aber, da es jetzt selbst im direkten Wettbewerb zu den benachteiligten Streamingdiensten steht. „Solche Einschränkungen scheinen keine wettbewerblichen Vorteile zu haben, sondern tatsächlich den Wettbewerb zu unterminieren zum Nachteil der Verbraucher, die am Ende vielleicht wesentlich mehr als den gegenwärtigen Marktpreis bezahlen müssen“, schreibt Senator Franken in seinem Brief an US-Justizministerin Loretta Lynch und die FTC-Vorsitzende Edith Ramirez.

Laut The Verge stehen Apples Bedingungen für In-App-Käufe im Mittelpunkt der bereits angelaufenen FTC-Ermittlungen. Ursprünglich galten sie demnach der Frage, ob Apple die Labels gedrängt habe, für ein Ende von Spotifys kostenlosem Streaming-Angebot zu sorgen. Diesbezügliche Ermittlungen leiteten auch bereits Generalstaatsanwälte der US-Bundesstaaten New York und Connecticut ein. Sie wollen offenbar herausfinden, ob Apple die Musiklabels unter Druck gesetzt oder mit den Labels gemeinsam abgesprochen hat, auf ein werbefinanziertes Gratis-Angebot zu verzichten.

Apples 30-prozentiger Schnitt an digitalen Gütern, die aus Apps heraus gekauft werden, spielt auch bei E-Books, Zeitungen, Zeitschriften und anderen Angeboten eine kritische Rolle. Das nötigte etwa Amazon dazu, auf Verkäufe aus seiner iOS-App heraus zu verzichten, um Preisnachteile gegenüber Apples iBooks zu vermeiden. Die Federal Trade Commission (FTC) konzentriert sich bei ihren Ermittlungen jetzt aber auf das Musikstreaming, weil Apple bei digitaler Musik über eine so dominierende Marktstellung verfügt. Sollte der iPhone-Hersteller seine App-Store-Regeln ändern müssen, könnte das aber darüber hinaus auch weitere Branchen betreffen.

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ZDNet.de Redaktion

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