Europol stellt eine länderübergreifende Sondereinheit zusammen, um Rekrutierungspropaganda der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Social Media zu bekämpfen. Das Team soll am 1. Juli mit seiner Arbeit beginnen. Die ambitionierte Vorgabe ist, einschlägige IS-Konten in Sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook innerhalb von wenigen Stunden nach ihrer Entdeckung zu schließen.
Vor allem aber soll das Team die Organisatoren aufspüren, die für geschätzte 100.000 tägliche Tweets von annähernd 50.000 Konten sorgen. Gegenüber dem Guardian beschrieb Europol-Direktor Rob Wainwright als Aufgabe die Überwachung von Social-Media-Inhalten, um beeinflussbare und damit gefährdete Adressaten ebenso wie die Propagandisten zu identifizieren: „Wer will die jungen Menschen ansprechen, insbesondere über Social Media, um sie zum Kommen zu bewegen?“ Er bezog sich damit auf nach UN-Zahlen über 25.000 Dschihadisten, die aus mehr als 100 Ländern in Krisengebiete gereist sind – ganz überwiegend für Kampfeinsätze in den Irak und nach Syrien.
Aufgrund der dynamischen Natur der Sozialen Netze sei die Aufgabe schwierig, sagte der Europol-Chef. Sein Team soll dabei mit den bedeutendsten Sozialen Netzwerken zusammenarbeiten, um die wichtigsten Konten zu identifizieren, über die IS Propaganda in verschiedenen Sprachen verbreitet.
Nicht namentlich nennen wollte Europol die Unternehmen, die sich zu einer Zusammenarbeit bereiterklärt haben. Ein Grund dafür könnte sein, das die Terrororganisation wiederholt Twitter-Gründer Jack Dorsey und Mitarbeitern mit dem Tod drohte. Grund für die Drohungen war Twitters Entscheidung, IS-Konten zu sperren. Die Richtlinien des Kurznachrichtendienstes verbieten Aufforderungen zu Gewalttaten ausdrücklich, und deshalb sperrt es immer wieder IS-Konten und solche von Sympathisanten.
Mit zunächst 20 Beamten beginnt die Europol-Sondereinheit im nächsten Monat ihre Arbeit in Den Haag. Ihre Ermittlungsergebnisse gehen den einzelnen europäischen Ländern zu, um ihnen Maßnahmen gegen die Konteninhaber zu ermöglichen. Die Ermittlungen sollen auch der Finanzierung von Islamischer Staat gelten. „Wenn man der Spur des Geldes folgt, dann hilft das mit herauszufinden, wer sie sind, was sie tun und wer ihre Unterstützer sind“, sagte Rob Wainwright.
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