Bericht: Chinesische Geheimdienste stecken hinter jüngsten Hackerangriffen auf US-Regierung

Die Ermittlungen zum Hackerangriff auf das Personalbüro der US-Regierung haben angeblich ergeben, dass es sich bei den Tätern wahrscheinlich nicht um die militärischen Hacker aus China handelt, die für andere Einbrüche in US-Systeme verantwortlich gemacht werden. Wie Reuters berichtet, vermuten die Ermittler, dass die Hacker von chinesischen Geheimdiensten beauftragt wurden. Dafür spricht offenbar nicht nur ihre Vorgehensweise, sondern auch die Tatsache, dass die beim Office for Personnel Management (OPM) entwendeten Daten zur Gegenspionage geeignet sind.

Die chinesische Volksbefreiungsarmee habe bisher in erster Linie Rüstungs- und Geschäftsgeheimnisse abgegriffen, heißt es weiter in dem Bericht, der sich auf Aussagen mehrerer mit den Ermittlungen vertrauter Quellen beruft. Offiziell habe die US-Regierung bisher China aber nicht beschuldigt. Die chinesische Regierung habe aber trotzdem mögliche Anschuldigungen als „unverantwortlich und unwissenschaftlich“ zurückgewiesen.

Den Quellen zufolge wurde beim Angriff auf das OPM ein seltenes Hacking-Tool zur Fernsteuerung von Computern namens Sakuta eingesetzt, das auch beim Einbruch in die Systeme des Gesundheitsversicherers Anthem zum Einsatz kam. Der Angriff sei wiederum zum chinesischen Ministerium für Staatssicherheit zurückverfolgt worden, das sich mit Gegenspionage und Dissidenten beschäftige.

In beiden Fällen hätten die Täter zudem ihre Schadsoftware mit Zertifikaten elektronisch signiert, die einem koreanischen Softwareunternehmen gestohlen wurden. Außerdem hätten sie versucht, mit an den Namen ihrer Opfer angelehnten Websites Namen und Passwörter von Mitarbeitern auszuspähen.

Die New York Times berichtet indes aus Ermittlerkreisen, dass die US-Geheimdienste schon seit mehr als fünf Jahren den Spuren von chinesischen Hackern folgen. Im Sommer 2014 hätten sie jedoch die Spur verloren, nachdem die Hacker erneut ihren Kurs geändert hätten und in die Systeme des OPM eingedrungen seien. Der Angriff, bei dem wahrscheinlich die Daten aller US-Bundesangestellten kompromittiert wurden, blieb somit also für fast ein Jahr unentdeckt.

„Das war klassische Spionage, aber auf einem Niveau, wie wir sie nie zuvor von einem traditionellen Gegner erlebt haben“, zitiert die Zeitung einen hohen Regierungsbeamten. „Und es ist nicht ausreichend zu sagen, ‚Wir haben es gefunden und aufgehalten‘, wenn wir es stattdessen seit Jahren hätten kommen sehen sollen.“

Die US-Regierung prüft laut New York Times nun, ob andere Behörden mit ähnlichen Geheimdaten genauso schlecht geschützt sind wie das OPM. Zu aktuellen Problemfällen hätten Regierungsvertreter keine Angaben gemacht. Im vergangenen Jahr habe ein Untersuchungsbericht jedoch Schwachstellen bei der Steuerbehörde IRS, dem Energieministerium, der Börsenaufsicht SEC und sogar dem Ministerium für Heimatschutz aufgedeckt – obwohl letzteres für die Absicherung wichtiger Netzwerke in den USA verantwortlich sei.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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