Darknet-Drogenbörse Evolution Market ist nicht mehr erreichbar

Der Online-Schwarzmarkt Evolution Market, über den nicht nur Drogen wie Marihuana, Heroin und Ecstasy, sondern auch gestohlene Identitäten und Hacking-Dienste verkauft wurden, ist ohne Vorwarnung aus dem Darknet verschwunden. Das berichtet der Sicherheitsexperte Brian Krebs in seinem Blog. Die Betreiber sind demnach mit dem gesamten „Vermögen“ der Drogenbörse abgetaucht, das von einigen Händlern des Evolution Market auf mehr als 12 Millionen Dollar in Bitcoins geschätzt wird.

Krebs zufolge hatte sich der Evolution Market, der sich im sogenannten Darknet befand und nur über das Anonymisierungs-Netzwerk Tor erreichbar war, nach der Schließung des Marktplatzes Silk Road zur einer der „ersten Adressen“ für illegale Waren aller Art entwickelt.

Der Evolution Market sei als treuhänderisches System betrieben worden, um vertraulichere und erfolgreichere Geschäfte zwischen Käufern und Verkäufern zu ermöglichen, so Krebs weiter. Die Betreiber hätten deswegen jederzeit Zugriff auf „einen verlockenden Betrag einer virtuellen und nicht zurück verfolgbaren Währung“ gehabt.

Von Besuchern der Darkweb-Community will Krebs zudem erfahren haben, dass die Betreiber des Evolution Market in den vergangenen Tagen auf Abbuchungsanfragen der zahllosen Händler nur mit großer zeitlicher Verzögerung reagiert hätten. Als Grund hätten sie unerwartet hohe Anfragen genannt, die sie nicht alle sofort hätten befriedigen können. Verunsicherten Anbietern hätten sie wiederholt versichert, die Probleme würden innerhalb von 24 Stunden gelöst.

HIGHLIGHT

Kaspersky Lab skizziert aktuelle und künftige Cyber-Bedrohungen

Laut dem Sicherheitsanbieter verschob sich der Fokus der Cyberkriminellen 2014 weg von Banking-Malware und hin zu Erpresser-Software. In diesem Jahr sei zudem die Zahl der Schadprogramme für Mac OS X so hoch wie noch nie. Für 2015 erwartet Kaspersky unter anderem Hackerangriffe auf Bezahldienste wie Apple Pay und die Aufdeckung weiterer Schwachstellen in weitverbreiteter Open-Source-Software.

Noch vor Ablauf dieser Frist sei der Marktplatz mit dem zugehörigen Diskussionsforum allerdings verschwunden, ergänzte Krebs. „Freiwillige Moderatoren der Communities schreiben jetzt auf Reddit von einem ‚betrügerischen Abgang‘ – tatsächlich haben sie alles Geld genommen und sind verschwunden.“

Ein Nutzer des Online-Schwarzmarkts, der sich selbst als „gelegentlicher Käufer“ bezeichnete, sagte Krebs, er habe mit dem Verschwinden gerechnet. Die als „Kimble“ und „Verto“ bekannten Betreiber des Evolution Market hätten zuvor das heute ebenfalls nicht mehr existierende Tor-Carding-Forum betrieben, das auf Kreditkartenbetrug spezialisiert war.

Der Käufer rechnet Krebs zufolge zudem damit, dass die betrügerische Schließung des Evolution Market negative Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs hat. „Der Bitcoin-Wert wird in den nächsten ein bis zwei Tagen stark einbrechen, sobald mehr Europäer aufwachen“, sagte er im Gespräch mit KrebsOnSecurity. Laut dem Index Coindesk.com sei der Bitcoin-Kurs am 17. März tatsächlich um 2,04 Prozent auf 284,46 Dollar zurückgegangen. Am 18. März lag der Schlusskurs sogar bei nur 255,37 Dollar (minus 10,2 Prozent).

Als mögliche Alternative zum Evolution Market sieht Krebs den Agora Marketplace, den er als „exklusiveren Darknet-Basar“ beschreibt, der „noch immer gedeiht“.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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