Abwerbeverbot: Adobe, Apple, Google und Intel erzielen neuen Vergleich

Die Branchenschwergewichte Adobe, Apple, Google und Intel haben sich zu einem neuen Vergleich bereit erklärt, der eine seit 2013 laufende Sammelklage beenden könnte. Fast 65.000 Angestellte hatten ihren Arbeitgebern darin vorgeworfen, ein gegenseitiges Anti-Abwerbe-Abkommen vereinbart zu haben, um die Gehälter künstlich niedrig zu halten. Update vom 16. Januar, 10.10 Uhr: Sie sollen nun eine Entschädigung von 415 Millionen Dollar erhalten.

Der neue Vergleichsvoschlag folgt auf ein erstes Angebot der Unternehmen vom vergangenen Mai, das eine Schadensersatzzahlung von 324,5 Millionen Dollar vorsah. Allerdings hielt die zuständige US-Bezirksrichterin Lucy Koh die Summe für zu niedrig und verweigerte dem Vergleich im August ihre Zustimmung. Daraufhin nahmen die vier Firmen aus dem Silicon Valley Anfang September die Schlichtungsgespräche wieder auf.

Das Diagramm zeigt, wann welches Unternehmen mit wem eine unerlaubte Vereinbarung getroffen hat (Bild: Lieff Cabraser Heimann and Bernstein).

Wäre der Fall wie geplant vor Gericht gekommen, hätte den Beklagten laut Gerichtsunterlagen eine Schadenersatzzahlung von bis zu 3 Milliarden Dollar gedroht. Und nach dem US-Wettbewerbsgesetz hätte diese sich auf bis zu 9 Milliarden Dollar verdreifachen können. Vor diesem Hintergrund entschied Koh, die Einigung auf 324,5 Millionen Dollar als zu niedrig abzulehnen. Als fair bezeichnete sie eine Summe um 380 Millionen Dollar, angesichts der „zwingenden Beweise“ gegen die Unternehmen.

Diese Beweise umfassen auch eine E-Mail-Kommunikation zwischen den damaligen CEOs von Apple und Google, Steve Jobs und Eric Schmidt. Letzterer bestätigte in einer E-Mail, dass Google eine Richtlinie habe, keine Angestellten von Apple abzuwerben.

Kläger, die den ersten Vergleichsvorschlag noch beanstanded hatten, sollen dem neuen Angebot bereits zugestimmt haben, wie Reuters berichtet. Ihre Anwälte weigerten sich demnach jedoch, eine konkrete Summe zu nennen. Die genaue Schadenersatzhöhe findet sich auch nicht in den Gerichtsunterlagen zu der Einigung. Wie zuvor muss Richterin Koh den neuen Vorschlag noch absegnen.

Außer Adobe, Apple, Google und Intel gehörten auch Intuit, Lucasfilm und Pixar zu den ursprünglich Beklagten. Sie hatten schon vergangenes Jahr einem außergerichtlichen Vergleich zugestimmt. Lucasfilm und Pixar erklärten sich bereit, 9 Millionen Dollar an betroffene Mitarbeiter auszuzahlen. Intuit verplichtete sich zur Zahlung von 11 Millionen Dollar. Die Vereinbarungen galten für rund acht Prozent der Kläger.

Seinen Anfang nahm der Rechtsstreit 2011 mit der Klage eines ehemaligen Software-Entwicklers von Lucasfilm. Als in der Folge zahlreiche weitere Klagen dieser Art eingingen, fasste Richterin Koh sie zu einer Sammelklage zusammen. An dieser beteiligten sich 64.600 aktuelle und ehemalige Entwickler, Designer, Qualitätsanalysten, Künstler, Autoren und Systemadministratoren, die zwischen 2005 und 2010 bei den sieben Unternehmen beschäftigt waren.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

ZDNet.de Redaktion

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