Cyberkriminalität in Bayern: Aufklärungsquote beträgt nur 43 Prozent

Für 2014 erwartet der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann bayernweit rund zehn Prozent weniger angezeigte Internetstraftaten (2013: 24.300). Eine Entwarnung könne dennoch nicht gegeben werden. „Wir gehen bei der Cyberkriminalität weiterhin von einem sehr hohen Dunkelfeld aus.“ Sorge bereitet dem Minister auch die niedrige Aufklärungsquote von knapp 43 Prozent. „Um die Internettäter aus ihrer Anonymität herauszuholen, dränge ich auf eine zügige Regelung der Mindestspeicherfristen von zumindest drei Monaten.“ Mit dieser Forderung sieht sich Herrmann im Einklang mit den Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes und des EuGH.

Trotz der niedrigen Aufklärungsquote und der vermuteten hohen Dunkelziffer sieht Herrman Bayern gut Gerüstet im Kampf gegen Cyberkriminelle. „Unser im Januar 2014 eingerichtetes Cybercrime-Kompetenzzentrum im Bayerischen Landeskriminalamt und die flächendeckend bei der Kriminalpolizei eingerichteten Cybercrime-Einheiten haben sich außerordentlich bewährt“. In ganz Bayern gebe es mehr als 300 Spezialisten im Kampf gegen Kriminelle im Netz. Hierbei handelt sich um besonders geschulte Ermittler in Fachkommissariaten und Mitarbeiter, die sich auf die Auswertung von EDV-Beweismitteln spezialisiert haben. Bundesweiter Vorreiter ist Bayern insbesondere bei den sogenannten ‚Cybercops‘, das sind zu vollwertigen Polizisten ausgebildeten EDV-Spezialisten. Nach Ende der Spezialausbildung im Mai 2015 wird die Zahl der Cybercops auf 47 nahezu verdoppelt. Für die kommenden Jahre plant Herrmann weitere Einstellungen. Zudem stehen im Nachtragshaushalt 2014 500.000 Euro zusätzlich für professionelles Equipment zur Verfügung.

Entscheidend sei aber auch die Selbstverantwortung der Internetnutzer: „Was Schlösser und Riegel an Türen und Fenstern sind Firewall und Zugangskennung für den Computer.“ Tipps zum Schutz vor Cyberkriminellen gibt es bei den Fachdienststellen der Bayerischen Polizei, aber auch auf www.polizei-beratung.de.

HIGHLIGHT

Digitale Wirtschaftsspionage: ein totgeschwiegenes Problem

Die meisten deutschen Firmen leben vor allem von ihrem Know-how. Nur unterschätzen sie die Attraktivität ihres Wissens für die Konkurrenz. Die ist wenig zimperlich und nutzt die Möglichkeiten von IT, Sozialen Netzen und Web rücksichtslos aus.

Auch europaweit werden die Maßnhamen zur Abwehr von Cyberangriffen verstärkt. McAfee und das European Cybercrime Centre (EC3) haben kürzlich eine Absichtserklärung unterzeichnet, gemeinsam gegen Cyberkriminalität vorzugehen. Mit vereinten Kräften wollen die Intel-Tochter und die Europol-Abteilung eine verbesserte Abwehr gegen Online-Angriffe bieten. Die Vereinbarung sieht vor, dass sich die neuen Partner über die besten Vorgehensweisen verständigen und nicht-operative Daten im Zusammenhang mit Cyberkriminalität austauschen. McAfee beziehungsweise Intel Security wird technische Informationen über Cyberangriffe für Europol bereitstellen.

Das EC3 war am 11. Januar 2013 in Den Haag offiziell eröffnet worden. Im Februar 2014 legte es einen ersten Tätigkeitsbericht vor. Demnach war die Einrichtung 2013 an 19 größeren Operationen beteiligt, die sich gegen illegale Online-Aktivitäten krimineller Organisationen aus dem Gebiet der Europäischen Union richteten. Unter anderem ging es gegen Erpresser-Malware, Botnetze sowie Kreditkarten- und Online-Banking-Betrüger vor.

Im Zuge der zunehmenden Internetnutzung rechnet das EC3 auch mit einem Zuwachs von Online-Kriminalität. Dabei beschränke sich dies natürlich nicht nur auf die EU, sondern betreffe alle Regionen der Welt. Einen besonders starken Anstieg erwartet die Europol-Abteilung in Südostasien, Afrika und Südamerika.

Dem Cybercrime-Zentrum zufolge verlagern sich die Angriffe vom heimischen Computer zunehmend auf Smartphones und andere Mobilgeräte. Angesichts der Verbreitung elektronischer Währungen wie Bitcoin oder anderer anonymer Bezahlsysteme warnt die Behörde vor einem Anstieg der Geldwäsche über das Internet. Auch Cloud-Dienste bildeten in Zukunft attraktive Ziele für Cyberkriminelle. Sie könnten von ihnen für Spionage, Datendiebstahl und Erpressung genutzt werden. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des EC3 neben der Bekämpfung illegaler Online-Aktivitäten ist der Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet.

HIGHLIGHT

Kaspersky Lab skizziert aktuelle und künftige Cyber-Bedrohungen

Laut dem Sicherheitsanbieter verschob sich der Fokus der Cyberkriminellen 2014 weg von Banking-Malware und hin zu Erpresser-Software. In diesem Jahr sei zudem die Zahl der Schadprogramme für Mac OS X so hoch wie noch nie. Für 2015 erwartet Kaspersky unter anderem Hackerangriffe auf Bezahldienste wie Apple Pay und die Aufdeckung weiterer Schwachstellen in weitverbreiteter Open-Source-Software.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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