Microsoft und ZTE setzen sich im Patentstreit mit InterDigital durch

InterDigital hat eine bei der International Trade Commission (ITC) eingereichte Patentklage gegen Microsoft und ZTE verloren. Die US-Außenhandelsbehörde hat ein im Juni ergangenes vorläufiges Urteil bestätigt, wonach Smartphones des Softwarekonzerns und des chinesischen Herstellers bestimmte Schutzrechte von InterDigital nicht verletzen. Das Unternehmen will gegen die Entscheidung vorgehen.

Wie Bloomberg berichtet, hat die Kommission auch bestätigt, dass InterDigital den US-Markt nicht bedient, da es keine Verbindung zwischen den drei eingeklagten Patenten und seinen Produkten gebe. Es sei die Aufgabe der ITC, den US-Markt vor unfairen Praktiken zu schützen. Patentinhaber müssten also nachweisen, dass sie ein Geschäft im Inland betreiben, das sie verteidigen müssten.

Ob InterDigital sein für Mobilfunkstandards benötigtes geistiges Eigentum wie vorgeschrieben zu fairen und nicht diskriminierenden Bedingungen anbietet, ließ die ITC Bloomberg zufolge jedoch offen. In seinem vorläufigen Urteil habe der ITC-Richter Theodore Essex keinen Verstoß gegen diese Verpflichtung festgestellt und erklärt, es gebe auch Beispiele dafür, dass Gerätehersteller bei Lizenzverhandlungen unangemessene Forderungen stellten. Diesen Punkt will die ITC nun bei einer anderen Klage klären, die InterDigital ebenfalls ursprünglich gegen Nokia eingereicht hatte, dessen Handysparte inzwischen zu Microsoft gehört.

„InterDigital versucht, unsere Produkte auf Basis von Patenten zu blockieren, die es versprochen hat, der Branche zu vernünftigen Sätzen zu lizenzieren“, zitiert Bloomberg den Microsoft-Sprecher David Cuddy. „Wir sind dankbar, dass die Kommission jetzt bestätigt hat, dass wir diese Patente gar nicht in unseren Produkten verwenden.“

Eine Urteilsbegründung liegt dem Bericht zufolge noch nicht vor. Sie wird erst veröffentlicht, nachdem alle Parteien die Möglichkeit hatten, vertrauliche Stellen zu schwärzen.

Im vergangenen Monat hatte InterDigital noch Unterstützung von den US-Senatoren Robert Casey und Pat Toomey erhalten, die den Bundesstaat Pennsylvania repräsentieren. Das Unternehmen hatte früher sein Hauptquartier in King of Prussia, Pennsylvania, und fast 300 Mitarbeiter sind immer noch dort beschäftigt. „Das Geschäftsmodell und der künftige Erfolg der Mitarbeiter basiert darauf, dass Gerätehersteller für die Lizenzierung der Erfindungen bezahlen“, schreibt Toomey. Dass andere Firmen geistiges Eigentum nutzen dürften, ohne dafür zu bezahlen, halte Firmen wie InterDigital davon ab, in zukünftige Forschung und Entwicklung zu investieren. „Das kann nicht gut sein für amerikanische Erfindungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen.“

2006 hatte Nokia einen anderen Patentstreit mit InterDigital gegen Zahlung von 253 Millionen Dollar beigelegt. Zudem haben laut Bloomberg Firmen wie Blackberry und HTC Lizenzen für InterDigitals geistiges Eigentum erworben.

Tipp: Wie gut kennen Sie Nokia? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

4 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

6 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

1 Tag ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

2 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

3 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

3 Tagen ago