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Ex-Autonomy-CFO geht gegen Vergleich zwischen HP und Aktionären vor

Autonomys ehemaliger Chief Financial Officer Shushovan Hussain hat beim zuständigen Bundesgericht in San Francisco beantragt, den kürzlich erzielten Vergleich zwischen HP und seinen Aktionären abzulehnen. Dabei geht es um die verpfuschte Übernahme des britischen Softwareherstellers. Die vorgeschlagene Einigung betrifft drei Aktionärsklagen und bedarf noch der richterlichen Zustimmung.

Hussain ist einer von einer Handvoll ehemaliger Autonomy-Manager, die von HP verärgert wurden. Viele von ihnen haben bereits öffentlich Kritik an der jüngsten Einigigung zwischen dem Computerhersteller und seinen Anteilseignern geäußert. Doch Hussain ist das erste Mitglied von Autonomys ehemaliger Führungsriege, das den Vergleich anficht.

Die ausgehandelten Vergleichsbedingungen sehen vor, dass die Kläger alle Vorwürfe gegen Führungskräfte und Berater von HP fallenlassen – außer die gegen leitende Angestellte und Berater von Autonomy erhobenen. Die Kläger erklärten sich außerdem bereit, HP durch ihre Anwälte bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen gegen den ehemaligen Autonomy-CEO Michael Lynch und den früheren Finanzchef Hussain zu unterstützen.

Lynch bezeichnete den Vergleich als „unlauter“ und weist bis heute jegliche Betrugsvorwürfe HPs hinsichtlich eines betrügerischen Vorgehens von Autonomy während des Übernahmeprozesses zurück. In einer E-Mail an Recode schreibt er: „Die Anwälte, die über ein Jahr damit verbracht haben, die Fehler und Falschinterpretationen von HPs Managern bei der Übernahme und Eingliederung von Autonomy zu dokumentieren, wurden mit dem Versprechen von zig Millionen Dollar gekauft. HP und seine Führungskräfte, die Milliarden Dollar verschleudert und einen Bericht erstellt haben, in der sie die ganze Affäre beschönigen, sträuben sich, eine einzelne Frage zu beantworten. Und die Aktionäre, die die Verluste tragen müssen, bekommen nichts und erfahren nichts darüber, was wirklich geschehen ist. Nach drei Jahren verdienen die Anteilseigner mehr als das, sie verdienen Antworten.“

In seinem Antrag an das Gericht, erklärte Hussain, dass der Vergleich – sollte er genehmigt werden – es HP erlauben würde, die Wahrheit hinter der Akquisition und seiner enormen Abschreibung im Jahr 2012 „für immer zu begraben“. „Mr. Hussain ist daran interessiert, diese betrügerisch verabredete Einigung anzufechten, weil sie eine auf dem Verhandlungsgrundsatz beruhende Prüfung der Vorwürfe eines Fehlverhaltens von HP-Vertretern – Vorwürfe, die plötzlich als ‚unbegründet‘ erachtet werden – verhindern und zudem dieses Fehlverhalten von jeglichen zukünftigen Ansprüchen Hussains abschirmen würde, wenn eine Klage eingereicht wird, um ihm stattdessen die Schuld zuzuschieben.“

HP hatte Autonomy im Oktober 2011 für mehr als 11 Milliarden Dollar übernommen, um seine Position im Bereich Enterprise-Software zu stärken. Der britische Spezialist für die Verwaltung unstrukturierter Daten sollte HPs Fähigkeiten stärken, die Bedeutung von Daten zu erkennen, was Einsichten, Voraussagen und Entscheidungsprozesse vereinfache. Später musste HP jedoch 8,8 Milliarden Dollar abschreiben, nachdem sich Autonomy weit unter den Erwartungen entwickelte. Gegen Autonomy wurde der Vorwurf betrügerischer Buchhaltung erhoben, und es kam zu behördlichen Ermittlungen in den USA und Großbritannien.

Enttäuschte Aktionäre leiteten rechtliche Schritte gegen HP sowie die Wirtschaftsprüfer Deloitte und KPMG ein. Sie warfen ihnen Versäumnisse bei der Prüfung der Bilanzen Autonomys im Vorfeld der Übernahme vor. Außerdem habe HP irreführende Erklärungen zur finanziellen Situation von Autonomy abgegeben und die schwerwiegenden Probleme erst mit monatelanger Verzögerung eingeräumt.

[mit Material von Natalie Gagliordi, ZDNet.com]

ZDNet.de Redaktion

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