IBM und Fujifilm stellen Magnetband-Prototyp mit 154 TByte vor

IBM hat auf seiner hauseigenen Konferenz Edge in Las Vegas ein zusammen mit Fujifilm entwickeltes Barium-Ferrit-Magnetband präsentiert, das eine Speicherdichte von 85,9 Gigabit pro Quadratzoll aufweist. Das entspricht den Herstellern zufolge der 62-fachen Kapazität heutiger Bandspeicherkassetten im Industriestandard LTO6 und stellt einen neuen Rekord hinsichtlich der Datendichte pro Flächeneinheit auf linearem partikelbasierten Magnetband dar.

Passen auf eine herkömmliche LTO6-Kassette nur 2,5 TByte unkomprimierte Daten, bietet der vorgestellte Prototyp Platz für bis zu 154 TByte. Er verwendet ein dünneres Aramid-Bandmaterial, was bei gleichen Format-Overhead eine um 48 Prozent gesteigerte Bandlänge ermöglicht.

Magnetspeicherbänder gibt es seit rund 60 Jahren (Bild: IBM Research).

Außerdem wird eine verbesserte Schreibkopftechnik benötigt, die von Wissenschaftlern des IBM-Forschungszentrums Zürich entwickelt wurde. Mit ihr können deutlich feinere Barium-Ferrit-Partikel auf dem Magnetband genutzt werden. Durch eine optimierte Steuertechnik lässt sich der Lese- und Schreibkopf nanometergenau positionieren, wodurch eine höhere Spurdichte im Vergleich zu aktuellen Magnetbändern möglich ist.

Mit der neuen Magnetband-Speichertechnik von IBM und Fujifilm könnten 154 Millionen Bücher auf einer Kassette gespeichert werden. Das entspräche einem 1800 Kilometer langen Bücherregal. Die Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Kapazität in Zukunft noch weiter steigern lässt und Magnetbänder somit weiterhin unentbehrlich sind – etwa als kostengünstige Speichertechnik für Big Data.

Die Marktforscher von IDC erwarten bis 2020 einen Anstieg der weltweiten Datenmenge auf rund 40 Zettabyte. Da ein Großteil der Daten nur selten gebraucht wird, lagern diese in digitalen Archiven. IBM zufolge sind dafür Bandspeichersysteme für Daten- und Videoarchive, Backup-Dateien oder Sicherungskopien im Rahmen von Data Recovery kostengünstiger und energieeffizienter als Festplattenspeicher.

Unter anderem verwendet der Large Hadron Collider (LHC) am europäischen Kernforschungszentrum CERN Magnetbandkassetten zur Speicherung der Messergebnisse. Das CERN-eigene Massenspeichersystem habe in den ersten drei Jahren nach Inbetriebnahme mehr als 100 Petabyte Daten aufgezeichnet. Diese lagerten zum größten Teil auf über 52.000 Bandkassetten.

Sony hatte schon Anfang Mai eine Magnetband-Technik präsentiert, mit der sich sogar 185 TByte auf einer Kassette speichern lassen. Das entspricht einer Speicherdichte von 148 Gigabit pro Quadratzoll oder einer 74-fachen Kapazitätserhöhung gegenüber aktuellen Bändern. Allerdings setzt das von Sony vorgestellte Verfahren eine neue Technik voraus, die eine geringere Kristallgröße ermöglicht. Die Methode ist jedoch kostspieliger als der Ansatz von IBM und Fujifilm.

[mit Material von Andre Borbe, ITespresso.de]

Wie groß ist Ihr Wissen über Big Data? Machen Sie den Test mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

1 Tag ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

2 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

2 Tagen ago

Wie ein Unternehmen, das Sie noch nicht kennen, eine Revolution in der Cloud-Speicherung anführt

Cubbit ist das weltweit erste Unternehmen, das Cloud-Objektspeicher anbietet. Es wurde 2016 gegründet und bedient…

2 Tagen ago

Dirty Stream: Microsoft entdeckt neuartige Angriffe auf Android-Apps

Unbefugte können Schadcode einschleusen und ausführen. Auslöser ist eine fehlerhafte Implementierung einer Android-Funktion.

2 Tagen ago

Apple meldet Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Fiskalquartal

iPhones und iPads belasten das Ergebnis. Außerdem schwächelt Apple im gesamten asiatischen Raum inklusive China…

2 Tagen ago