Spurenverwischendes Live-System Tails liegt in Version 1.0 vor

Das als Live-System zum Schutz der Privatsphäre konzipierte Betriebssystem Tails hat nach fünf Jahren Entwicklung Version 1.0 erreicht. Sie bringt wichtige Sicherheitskorrekturen, wie das Changelog vermerkt. Tails bootet von einem externen Medium und nutzt den Anonymisierungsdienst Tor, um Spuren des Anwenders zu verwischen.

Bekennende Tails-Nutzer sind beispielsweise der Journalist Glenn Greenwald, der Edward Snowdens Dokumente verarbeitete, und Aktivist Jacob Appelbaum. Dabei arbeiten die Entwickler überwiegend anonym – mit einem bis zu diesem Jahr geringen Budget von unter 60.000 Dollar jährlich, wie sie auf ihrer Finanzseite klarstellen.

Tails baut auf der Linux-Distribution Debian auf. Auf dem Computer, auf dem es gebootet wird, hinterlässt es keine Spuren. Es anonymisiert jegliche Kommunikation, wodurch es Filtermechanismen und Sperren aller Art umgeht, und enthält auch die nach Meinung der Autoren besten verfügbaren Verschlüsselungstools, etwa für Dateien, E-Mails und Instant Messaging.

Eine Seite mit Warnungen weist aber auch auf seine Grenzen hin. So ist Verschlüsselung nicht standardmäßig aktiv, sondern muss erst vom Nutzer eingerichtet werden. Sonst sind auch Man-in-the-Middle-Angriffe denkbar. Server, mit denen sich der Nutzer verbindet, können zwar seine IP-Adresse nicht erfassen, bemerken aber, dass er Tor – und wahrscheinlich auch Tails – nutzt. Tails entfernt keine Metadaten aus Dateien wie Fotos. Und einem Überwachungssystem, das sämtliche Internetkommunikation erfasst, würde auch Tails nicht entgehen. Außerdem ist der Nutzer weiter selbst für die Wahl sicherer Passwörter verantwortlich.

Tails 1.0 ist der 36. Stable Release der Software, die in voller Länge The Amnesic Incognito Live System heißt. Die erste Vorgängerversion war noch unter dem Namen Amnesia am 23. Juni 2009 erschienen. Die Programmierer weisen darauf hin, dass sich die Zahl der Nutzer in den letzten 18 Monaten vervierfacht hat.

Es gibt weiter eine Reihe von Systemen, auf denen Tails nicht bootet. Darunter sind sämtliche Macs, da sie UEFI für den Start nutzen. Aktuelle Hinweise zur Installation und Verwendung von Tails finden sich etwa bei The Verge.

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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