NSA analysiert soziale Verbindungen von US-Bürgern

Der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) analysiert offenbar auch die sozialen Verbindungen von US-Bürgern zu Ausländern. Laut einem Bericht der New York Times nutzt er gespeicherte Telefon- und E-Mail-Daten, um komplexe Diagramme der Interaktionen von US-Bürgern zu erstellen, die Einzelheiten zu Kollegen und Reisebegleitern, Standortdaten und andere persönliche Informationen enthalten.

NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland, USA (Bild: nsa.gov)

Die Diagramme fertigt die NSA dem Bericht zufolge schon seit 2010 an. Dabei kommt ein sogenanntes „Enterprise Knowledge System“ zum Einsatz. Einem durchgesickerten Dokument zufolge dient es dazu, „schnell und in einem großen Umfang über mehrere Datenquellen hinweg komplexe Beziehungen und Muster aufzudecken und zuzuordnen“.

Ein anderes Dokument, auf das sich die Zeitung beruft, soll vom PRISM-Informanten Edward Snowden stammen. Es trägt den Titel „Bessere personenbezogene Analyse“ und befasst sich mit 94 verschiedenen Arten von Daten wie Telefonnummern, E-Mail- und IP-Adressen. Sie lassen sich über Suchanfragen, die unterschiedliche Kriterien wie Reisen, Verwandtschaftsverhältnisse, Internetaktivitäten und Arbeitgeber kombinieren, abrufen, um Profile zu erstellen.

Die Daten für die Abfragen beziehe die NSA aber auch aus Passagierlisten, Wählerverzeichnissen, Steuerdateien, GPS-Standortdaten, Bank- und Versicherungsdaten und sogar Facebook-Profilen, heißt es weiter in dem Bericht.

Laut einem der New York Times vorliegenden internen Rundschreiben aus dem Jahr 2011 will die NSA mit den Diagrammen die Verbindungen zwischen US-Bürgern und Zielen im Ausland „aufdecken und verfolgen“. Zuvor habe die NSA ihre Richtlinien geändert, um Analysten die Möglichkeit zu geben, Kommunikations-Metadaten zu untersuchen, ohne vorher für jede Telefonnummer oder E-Mail-Adresse zu prüfen, ob sie zu einem Ausländer gehöre.

Bis dahin sei eine entsprechende Prüfung die Voraussetzung für jede Analyse gewesen, um die Privatsphäre von US-Bürgern zu schützen, schreibt die New Yorkt Times. Diese Einschränkung habe nach Ansicht der NSA aber Ermittlungen zu Verbindungen zwischen verschiedenen Personen verzögert oder gar verhindert.

Ein Sprecher des Geheimdiensts sagte der Zeitung, die Richtlinienänderung basiere auf einem Urteil des Supreme Court aus dem Jahr 1979. Das US-Justizministerium interpretiere das Urteil so, dass Nutzer nicht erwarten könnten, dass von ihnen angerufene Telefonnummern geschützt seien. Kritiker dieser Einschätzung halten das Urteil nicht nur für veraltet, sondern auch für nicht relevant.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Business GPT: Generative KI für den Unternehmenseinsatz

Nutzung einer unternehmenseigenen GPT-Umgebung für sicheren und datenschutzkonformen Zugriff.

3 Stunden ago

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

3 Tagen ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

3 Tagen ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

3 Tagen ago

Meta meldet Gewinnsprung im ersten Quartal

Der Nettoprofi wächst um 117 Prozent. Auch beim Umsatz erzielt die Facebook-Mutter ein deutliches Plus.…

4 Tagen ago

Maximieren Sie Kundenzufriedenheit mit strategischem, kundenorientiertem Marketing

Vom Standpunkt eines Verbrauchers aus betrachtet, stellt sich die Frage: Wie relevant und persönlich sind…

4 Tagen ago