USA sind verärgert über Edward Snowdens Asyl in Russland

Die US-Regierung und Vertreter beider Parteien haben mit großer Verärgerung auf Russlands Entscheidung reagiert, dem PRISM-Enthüller Edward Snowden Asyl zu gewähren. Ein Regierungssprecher bezeichnete sie als „extrem enttäuschend“ und stellte sogar eine geplante Russlandreise von Präsident Barack Obama infrage.

Russland hat Edward Snowden Asyl gewährt.

„Wir sind extrem enttäuscht über diesen Schritt der russischen Regierung trotz unserer sehr klaren und gesetzmäßigen Anfragen, die öffentlich wie auch vertraulich übermittelt wurden, Mr. Snowden in die Vereinigten Staaten auszuweisen, damit er sich den gegen ihn erhobenen Anklagen stellen kann“, sagte Jay Carney, Sprecher des Weißen Hauses. Das sei „keine positive Entwicklung“. Ein im Rahmen des G-20-Gipfels in Sankt Petersburg geplantes Gipfeltreffen zwischen Obama und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin müsse überdacht werden. „Wir nehmen eine erneute Einschätzung vor, wie nützlich ein solches Treffen im Licht dieser und anderer Entwicklungen ist.“

Der demokratische Senator Chuck Schumer nannte die russische Asylgewährung „einen Stich in den Rücken“ und drängte den Präsidenten, einen Ort außerhalb Russlands für das G-20-Treffen vorzuschlagen. Der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain verlangte, die „Beziehungen zu Putins Russland grundsätzlich zu überdenken“.

Whistleblower Snowden bedankte sich für das Asyl in Russland „in Einklang mit seinen Gesetzen und internationalen Verpflichtungen“. Er warf der Obama-Regierung vor, seit seinen Enthüllungen über die Späh- und Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes NSA eigene und internationale Gesetze zu missachten. „Am Ende aber gewinnt das Gesetz“, fügte er hinzu.

Edward Snowden erhielt in Russland zunächst für ein Jahr Asyl gewährt, das sich aber alljährlich verlängern lassen soll. Es gilt als wahrscheinlich, dass er sich einige Zeit in Russland aufhalten wird, bevor er in ein Land weiterreist, das ihm dauerhaftes Asyl zusagt. Weitere Enthüllungen aus dem russischen Asyl sind ihm untersagt. Aus seinen Unterlagen wurden zuletzt Einzelheiten über das NSA-Spionagesystem X-Keyscore bekannt, das die Überwachung aller Internetaktivitäten erlaubt.

Sollte er länger im Land bleiben, müsste er nicht lange nach einem neuen Arbeitsplatz suchen. Pavel Durov, Mitgründer von VK.com – einem in Russland erfolgreichen Social Network mit laut Betreiber über 100 Millionen registrierten Mitgliedern – bot ihm einen Job als Programmierer in Sankt Petersburg an: „Ich denke, Edward könnte interessiert sein, an der Sicherheit der persönlichen Daten von Millionen unserer Nutzer zu arbeiten.“

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Mai-Patchday: Microsoft schließt zwei aktiv ausgenutzte Zero-Day-Lücken

Sie betreffen Windows 10, 11 und Windows Server. In SharePoint Server steckt zudem eine kritische…

3 Stunden ago

Firefox 126 erschwert Tracking und stopft Sicherheitslöcher

Mozilla verteilt insgesamt 16 Patches für Firefox 125 und älter. Zudem entfernt der Browser nun…

5 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: Vier europäische Systeme in den Top Ten

Einziger Neueinsteiger ist das Alps-System in der Schweiz. Die weiteren Top-Ten-Systeme aus Europa stehen in…

19 Stunden ago

Angriffe mit Banking-Malware auf Android-Nutzer nehmen weltweit zu

Im vergangenen Jahr steigt ihre Zahl um 32 Prozent. Die Zahl der betroffenen PC-Nutzer sinkt…

21 Stunden ago

Künstliche Intelligenz fasst Telefonate zusammen

Die App satellite wird künftig Telefongespräche in Echtzeit datenschutzkonform mit Hilfe von KI zusammenfassen.

1 Tag ago

MDM-Spezialist Semarchy stellt Data-Intelligence-Lösung vor

Als Erweiterung von Master-Data-Management ermöglicht es die Lösung, den Werdegang von Daten verstehen und sie…

1 Tag ago