Intel prophezeit „Office as a Service“

Ein Whitepaper von Intel beschreibt die „Zukunft der Wissensarbeit“ und sagt drastische Veränderungen im Arbeitsumfeld voraus. Mehr Telearbeit, mehr Mobilität und Cloud-Computing sollen für einen verringerten Bedarf an festen Büroräumen sorgen – und „Office as a Service“ begünstigen. Diese Tendenzen erläuterte Intels „Chefevangelist und Futurist“ Steve Brown in Sydney bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Computerhersteller Dell.

Brown geht davon aus, dass sich über die nächsten 30 Jahre drei Viertel der Weltbevölkerung in großen Städten konzentrieren werden, was das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz zusätzlich erschwere. Neue technologische Entwicklungen aber sollen gleichzeitig die Notwendigkeit verringern, sich überhaupt im Büro aufhalten zu müssen.

„Büroräume machen für Firmen die höchsten Gemeinkosten nach den Gehältern aus“, erklärte er. „Gleichzeitig nimmt ihr Nutzen immer mehr ab, während die Leute viel reisen.“ Die Räume und die Aufenthaltszeit im Büro seien nicht mehr so wichtig. Die Manager müssten sich umstellen und aufhören, ihre Mitarbeiter nach der im Büro verbrachten Zeit zu bewerten. Stattdessen sollten sie sich ausschließlich an den Ergebnissen orientieren.

„Wir sehen das Büro nicht mehr als den täglichen Zielort, das einfach zu unserem mühsamen Alltag gehört“, sagte Brown. „Es kann zu diesem vorübergehenden Ankerplatz werden, an dem wir uns treffen, um mit unseren Mitmenschen zu interagieren. Wir sehen, wie sich diese Vorstellung von ‚Office as a Service‘ entwickelt – statt eigene Büroräume vorzuhalten, beginnt ein Trend zu Outsourcing und gemeinsamer Nutzung von Büros.“

Der „Beschnüffelfaktor“ erfordere jedoch, dass sich die Mitarbeiter noch immer treffen müssten, insbesondere beim Start wichtiger Projekte. Auch wenn sich die Erfahrung mit Videokonferenzen laufend verbessere, bleibe das Bedürfnis erhalten, sich persönlich zu begegnen. „Es hat mit dem Beschnüffeln zu tun. Wir sind Tiere, und Vertrauen entwickelt sich teilweise dadurch, dass wir uns kennenlernen, indem wir uns in die Augen sehen.“

Der Bedarf an Büroräumen verringert sich dem Whitepaper zufolge auch dadurch, dass Firmen ihre betriebliche Infrastruktur in die Cloud verlagern. Braun räumte zugleich ein, dass sie weiterhin gewisse Räumlichkeiten brauchten: „In den festen Räumen prägt sich eine Unternehmenskultur aus.“ Er schlage daher nicht vor, ausschließlich „Office as a Service“ zu nutzen. „Es braucht Räume, in denen sich ausdrückt, wer Sie sind – und Büroservice, wenn es sinnvoll ist.“

Brown sagte außerdem eine Verlagerung zu „Talent-Marktplätzen“ voraus, aus denen Mitarbeiter mit bestimmten Kompetenzen für einzelne Firmenprojekte kommen können. Sie könnten innerhalb oder außerhalb des Unternehmens „vermittelt“ werden.

Eine weitere Veränderung erwartet Brown durch persönliche Datenagenten, die zur nächsten Welle der IT-Consumerization gehören könnten. Google Now und Apples Siri sieht er dabei als einfache Beispiele intelligenter Agenten, die „konzipiert sind, Sie als individuelle Person zu verstehen“, indem sie „alle von Ihnen erzeugten Daten aufnehmen und interpretieren“. Zu den Anwendungen könnten Termin- und Reiseplanung, Finanzen, Einkäufe und auch Wellness gehören. Für IT-Manager stelle das eine ähnliche Herausforderung dar wie der Trend zum Mitbringen eigener Geräte (Bring your own device, BYOD).

„Wenn die Leute sie einmal haben, sie lieben und ihnen vertrauen, dann werden sie sie auch in die Firmenumgebung mitbringen wollen“, sagte Brown. „Sie werden einen Terminagenten wollen, der ihr Arbeitsleben und ihr Leben zuhause einbezieht. Sie werden einen Finanzagenten haben wollen, der ihre persönlichen Finanzen versteht, aber ihnen auch bei ihren Kostenabrechnungen im Büro hilft.“

[mit Material von Josh Taylor, ZDNet Australia]

ZDNet.de Redaktion

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