Anonymous kündigt Wikileaks-Alternative TYLER an

Anonymous plant offenbar eine Alternative zu Wikileaks. Das hat ein Sprecher, der nach eigenen Angaben das gesamte Kollektiv vertritt, gegenüber The Hacker News angekündigt. Das „TYLER“ genannte Projekt ist demnach schon in Arbeit und soll am 21. Dezember starten.

TYLER soll auf einer dezentralisierten Peer-to-Peer-Technologie aufbauen und keine dedizierten Server nutzen. Um erfolgreich zu sein, benötigt das Projekt aktive Nutzer, die die Informationen verbreiten ähnlich wie Bittorrent. Die Hacker behaupten, dass dieser Aufbau eine Schließung von TYLER oder vollständige Löschung der veröffentlichten Daten so gut wie unmöglich macht.

Die Grundprinzipien will Anonymous hingegen von Wikileaks übernehmen: TYLER soll als sicherer Hafen für Whistleblower oder diejenigen dienen, die Zugang zu vertraulichen Dokumenten haben und eine öffentliche Plattform suchen.

Auf die Frage nach der Zukunft von Wikileaks und der Rolle von Anonymous sagte der Sprecher: „Julian [Assange] hat mindestens einmal damit gedroht, den Stecker zu ziehen, weil die Beschaffung von Finanzmitteln nicht seinen Erwartungen entspricht. Zu diesem Zeitpunkt begann Anonymous mit seiner Planung für eine eigene Enthüllungsplattform. Julian ist dringend auf Wikileaks angewiesen und er ist der einzige, der den Stecker ziehen kann. Ich denke eher, dass er das nicht tun wird, solange er in einer Notlage ist – trotz seiner gegenteiligen Androhungen.“

Aufgrund der Natur des Hackerkollektivs Anonymous ist nicht sicher, dass die Aussagen des Sprechers den Willen oder die Absichten der gesamten Anonymous-Community wiedergeben. Allerdings hatten sich die Hacktivisten vor rund zwei Wochen öffentlich von Wikileaks distanziert. Sie kritisierten die aufdringlichen Spendenaufforderungen auf der Whistleblower-Site, die einen schnellen und direkten Zugriff auf die Gobal Intelligence Files verhindern.

Die Dateien, die Anonymous Wikileaks zur Veröffentlichung überlassen hat, wurden bei einem Hackerangriff auf Stratfor erbeutet. In den USA wurden deswegen 14 Mitglieder des Kollektivs angeklagt. „Wikileaks hat sich entschieden, Anonymous und alle Aktivisten zu entehren und zu beleidigen, indem sie die Stratfor-Dateien und andere Veröffentlichungen prostituieren, für die Hammond und Manning angeklagt wurden“, heißt es in einer auf AnonPaste veröffentlichten Stellungnahme. Jeremy Hammond steht in Verdacht, die Stratfor-Dateien weitergegeben zu haben, und der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning befindet sich seit Monaten in einem US-Militärgefängnis.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com, und Max Smolaks, TechWeekEurope]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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