Windows 8: großer Wurf oder Vista 2.0?

100 Millionen iPads hat Apple seit der Markteinführung Anfang 2010 verkauft. Mit dieser imposanten Zahl konnte CEO Tim Cook erst diese Woche anlässlich der Vorstellung des iPad Mini aufwarten.

Microsoft hingegen versucht seit 10 Jahren erfolglos, Tablets aus der Nische in den Massenmarkt zu bringen. Bill Gates höchstpersönlich stellte 2002 die Tablet-PC-Edition von Windows XP vor.

Allenthalben ist zu beobachten, dass ein Tablet einen Windows-PC zwar nicht vollkommen ersetzt, sich die Nutzungsdauer zwischen den beiden Geräten jedoch zu Ungunsten des PC verschoben hat. So manches Windows-Notebook, das eigentlich schon lange ersetzt worden wäre, verrichtet aufgrund der seltenen Nutzung weiterhin seinen Dienst. Der Käufer steigt am Ende eher vom iPad 1 auf die neueste Generation mit Retina-Display um, anstatt sich einen neuen Rechner zu kaufen.

Dieser Bedrohung begegnet Microsoft jetzt mit Windows 8. Unter der Leitung von Steven Sinofsky wurde in Redmond ein System entwickelt, das auf klassischen Rechnern (Desktops und Notebooks) genauso gut funktionieren soll wie auf Tablets, die mit dem Finger bedient werden und die üblicherweise eine deutlich schwächere Hardware mitbringen.

Technische Basis

Seit Jahren taucht in unregelmäßigen Abständen der Codename Midori auf. Immer wieder wurde darüber spekuliert, dass das Managed-Code-basierte OS irgendwann die Nachfolge von Windows mit dem NT-Kernel antritt. Wie die Zukunftspläne von Microsoft aussehen ist zwar ungewiss, sicher ist aber, dass Windows 8 weiterhin auf einer überarbeiteten Version des NT-Kernels basiert, der jetzt die Versionsnummer 6.2 trägt. Er wurde modularisiert und verschlankt. Die Folgen sind ein verringerter Speicherverbrauch und deutlich schnellere Bootzeiten.

In den Schichten über dem Kernel hat sich jedoch eine Menge getan. Microsoft hat mit eine neue Runtime entwickelt: WinRT. Sie bildet die Basis für neue Anwendungen, bis vor kurzem als Metro-style-Apps bekannt. Aufgrund rechtlicher Probleme musste Microsoft diesen Namen jedoch aufgeben, derzeit wird je nach Dokument „Modern Apps“ oder „Windows 8 Apps“ verwendet.

Windows-8-Apps laufen grundsätzlich im Vollbild, sind dank großer Elemente für die Fingerbedienung geeignet, kommen exklusiv aus dem Windows Store, sorgen für geringen Energieverbrauch und laufen in einer Sandbox. Sie können sich gegenseitig also nicht stören.

Der neue Startscreen von Windows 8: Live Tiles halten den Nutzer auf dem Laufenden. Über die Kachel unten links …

WinRT kommt mit einem neuen, touchoptimierten Vollbild-Interface, das quadratische und rechteckige Kacheln zeigt. Die so genannten Live Tiles zeigen Informationen (die neuesten Tweets, eigegangene E-Mails, …) und dienen zum Start von Apps und klassischen Windows-Programmen. Windows 8 bootet zwar mit dem Vollbild-Interface, der seit Jahren bekannte Desktop ist aber nach wie vor vorhanden. Er wird über ein Live Tile gestartet, als handle es sich um eine App.

Dahinter steckt jedoch deutlich mehr: Windows 8 bringt wie seine Vorgänger eine komplette Win32-API und damit die vollständige Abwärtskompatibilität zu bisheriger Software mit.

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ZDNet.de Redaktion

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