Streik legt Produktion von iPhone 5 vorübergehend lahm

Wie die Arbeiterschutzorganisation China Labor Watch (CLW) berichtet, beteiligten sich gestern 3000 bis 4000 Mitarbeiter des Foxconn-Werks in der Millionenstadt Zhengzhou an einem Streik, der die Fertigungslinien zum Stillstand brachte. Anlass sollen drastisch angehobene Qualitätsstandards sein, die zu einem noch höheren Arbeitsdruck führten. Foxconn wies den Bericht zurück und räumte nur „isolierte Vorfälle“ ein.

„Foxconn hat übermäßig hohe Anforderungen an die Produktqualität gestellt, ohne die Arbeiter ausreichend dafür auszubilden“, heißt es in dem Bericht. „Das führte zu Produkten, die nicht den Standards entsprachen, und letztlich zu einem gewaltigen Druck auf die Arbeiter. Dazu kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und den Qualitätsinspektoren, die wiederholt Schläge einstecken mussten.“

Foxconn-Baustelle in Zhengzhou (Bild: Jay Greene / News.com)

Die Werksleitung soll die Konflikte und Beschwerden darüber ignoriert haben. In der Folge kam es laut CLW zu einem Produktionsstillstand. In den Ausstand sollen insbesondere auch die Qualitätsinspektoren getreten sein. Sie hätten sich bei den Auseinandersetzungen teilweise Verletzungen zugezogen und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Bei den strittigen Qualitätsanforderungen ging es um die Vermeidung auch winzigster Dellen oder Kratzer auf Gehäuse und Rückseite von iPhone 5. Käufer des Smartphones hatten häufig von solchen kleineren Beeinträchtigungen berichtet, die ihnen schon beim Auspacken auffielen. Apple nahm dazu nicht offiziell Stellung, lediglich Marketingchef Phil Schiller soll per E-Mail auf die Beschwerde eines Kunden reagiert haben. „Jegliche Produkte aus Aluminium können durch Benutzung verkratzen oder abgeschliffen werden und zeigen dann ihre natürliche silberne Farbe“, hieß es darin – und das sei ganz normal. Das iPhone ist zwar eloxiert, aber die schützende Schicht aus Aluminiumoxid ist nur 20 Mikrometer dick und offenbar weniger kratzresistent als Glas oder Edelstahl.

Foxconn widersprach auch dem Bericht, die Arbeiter seien zum Durcharbeiten während der Feiertage gezwungen worden. Tatsächlich hätten sie freiwillig auch an diesen Tagen gearbeitet und dafür den mehrfachen Lohn erhalten. Laut CLW-Chef Li Qiang haben die Streikenden heute ihre Arbeit wieder aufgenommen – nachdem das Management drohte, jeden zu feuern, der nicht zurückkehrte.

Im September hatte Foxconn sein Werk in Taiyuan nach Arbeiterunruhen vorübergehend schließen müssen. Bis zu 2000 Arbeiter beteiligten sich an dem Aufstand, der durch den Übergriff eines Wachmanns auf einen Arbeiter ausgelöst wurde. Rund 5000 Polizisten waren bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz, um die Auseinandersetzungen zu beenden. Trotz der massenhaften Beteiligung spielte Foxconn diesen Gewaltausbruch als „Zwischenfall“ und eine „persönliche Auseinandersetzung“ herunter.

Über die Arbeitsbedingungen in diesem Werk hatte kurz zuvor ein Undercover-Reporter berichtet, der an einem der Fließbänder für Apples iPhone 5 arbeitete und ein Tagebuch seiner Erfahrungen schrieb. Er berichtete von erschöpfenden Nachtschichten und Schikanen durch die Aufseher. „Es wird euch vielleicht nicht gefallen, wie wir euch behandeln, aber es ist alles zu eurem eigenen Besten“, erklärte ihm ein Ausbilder.

[mit Material von Josh Lowensohn, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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