Mozillas Chefanwalt Harvey Anderson wirft Microsoft vor, es schließe den Open-Source-Browser Firefox von ARM-basierten Geräten mit Windows RT aus. Er habe die Angelegenheit mit Microsofts Anwälten besprochen, aber das Unternehmen bewege sich in der Sache bisher nicht. „Sie wollen eine neue Version ihres Betriebssystems herausbringen, die Nutzern Wahlmöglichkeiten, Wettbewerb und Innovationen verweigert“, sagte Anderson. „Internet Explorer zum einzigen Browser für diese Plattform zu machen, ist eine Rückkehr ins digitale Mittelalter, als es nur einen Browser für die Windows-Plattform gab.“
Microsofts Entscheidung könnte nicht nur zu einem neuen Browserstreit führen, sondern auch Kartelluntersuchungen des US-Justizministeriums und der Europäischen Kommission nach sich ziehen. Vor allem Ermittlungen von US-Behörden erinnern an die heutige Situation: Damals lautete der Vorwurf, Microsoft habe seine Monopolstellung für Windows missbraucht, um den Browser-Pionier Netscape zu vernichten. Microsoft konnte sich mit seiner Position bei den Ermittlungen nicht durchsetzen.
Mozilla zieht Anderson zufolge zunächst keine rechtlichen Schritte in Betracht. Sie seien nur „ein letzter Ausweg“. Eine Klage sei aber eine mögliche Option, falls sich nichts ändere. „Als erstes möchte ich gerne abwarten, ob es wirklich Microsofts Absicht ist, diesen Weg zu gehen. Sie könnten mit einem späteren Release Browser von Drittanbietern erlauben. Manchmal benötigen sie etwas Druck. Wenn sich zeigt, dass es rechtlicher Druck ist, dann könnte es das Richtige sein.“
Microsofts Jurist David Heiner habe Mozilla zwei Gründe genannt, warum man keine anderen Browser erlaube, erzählt Anderson weiter. Zum einen unterschieden sich ARM-Prozessoren, die fast alle Smartphones und Tablets mit iOS, Android und Windows Phone antreiben, von x86-CPUs für PCs. Diese Chips stellten andere Anforderungen an Sicherheit und Energieverwaltung – nur Microsoft könne sie erfüllen. Zum anderen sei Windows RT – die Windows-8-Version für ARM-Geräte – „nicht mehr Windows“.
Anderson weist diese Argumente zurück. „Mir ist nicht bekannt, dass Microsoft der exklusive und alleinige Eigentümer von Technologien ist, die in der ARM-Umgebung funktionieren. Es ist eine andere Architektur, aber es ist nicht das erste Mal, dass wir es mit einem OS zu tun haben, das mit einer anderen Architektur arbeitet. Und das Argument, dass die ARM-Version kein Windows ist, ergibt keinen Sinn.“ Windows RT basiere auf demselben Nutzererlebnis, den Programmierschnittstellen und dem Windows-Update-System.
Offenbar verfolgt Microsoft mit Windows RT einen ähnlichen Ansatz wie Apple mit iOS, das nur auf WebKit basierende Browser zulässt. Das vereinfacht die Arbeit für Webentwickler. Andere Browser leiden jedoch unter dieser Entscheidung.
[mit Material von Stephen Shankland, News.com]
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