Mac OS X 10.7 Lion im LAN: mehr Speed, weniger Features

Obwohl die Geschwindigkeitssteigerung beeindruckend ist, darf nicht unerwähnt bleiben, dass der SMBX-Server nicht alle Features von Samba bietet. Eine Implementierung der Windows-Active-Directory-Integration ist zumindest in der Developer Preview 2 von Lion nicht zu finden. Den entsprechenden Dialog bei den Verzeichnisdiensten gibt es zwar noch, aber er ist funktionslos. Auch findet sich keine Binärdatei wie winbind, die eine solche Integration implementiert.


In der Developer Preview 2 von Lion existiert zwar noch der Dialog für eine Windows-Active-Directory-Integration. Er ist allerdings funktionslos.

Das wird manche Firmenadministratoren ärgern. Realistisch betrachtet macht es bei Mac-Client-Computern überhaupt keinen Unterschied, ob sie Mitglied in einer Active-Directory-Domäne sind. Die Funktionalität beschränkt sich ohnehin auf File- und Print-Sharing. Andere Active-Directory-Funktionen wie die Windows Group Policy lassen sich auf Mac-Rechnern ohnehin nicht implementieren, da die Windows-spezifischen Konfigurationsparameter auf Mac OS X schlicht und einfach nicht zutreffen.

Trotzdem dürfte es in einigen Unternehmen Diskussionen geben, ob Mac-Client-Computer weiterhin richtlinienkonform im Unternehmensnetz betrieben werden können. Mit ein bisschen guten Willen ist das natürlich kein Problem, möglicherweise hat der ein oder andere Administrator aber eine generell negative Einstellung zu Mac-Computern.

Es ist ebenfalls nicht mehr möglich, eine NT4-Domäne zu emulieren oder Mac-Rechner als Member-Server in einer Domäne zu betreiben. Dieses Problem sollte aber in den meisten Firmenumgebungen weniger dramatisch sein.

Ferner fallen weitere Funktionen weg. Dateien lassen sich nicht mehr mit einem Mausklick per FTP teilen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Als wahrscheinlich gilt, dass die generell unverschlüsselten Passwörter dabei eine Rolle gespielt haben. Grundsätzlich kann man jedoch händisch einen FTP-Server aufsetzen.


Die Datei-Freigabe-Dialoge von Snow Leopard (links) und Lion (rechts) im Vergleich: Lion bietet keine Freigabe per FTP mehr an.

Überrascht hat auch Apples Entscheidung, keinen NFS-Server mehr anzubieten. Beim Client-Server-Filesharing spielt NFS heute kaum noch eine Rolle. Es wird allerdings häufig zur Kommunikation von Unix-Servern untereinander verwendet. In einer Umgebung, in der Mac-OS-Server gemeinsam mit anderen Unix- oder unixoiden Servern betrieben werden, dürfte der Verlust der NFS-Funktionalität möglicherweise schmerzlich ausfallen. Mac-Client-Anwender sind nicht betroffen, da sich nach wie vor entfernte NFS-Laufwerke mounten lassen.

Neu ist hingegen das Filesharing per WebDAV. Dabei wird HTTP oder HTTPS als Protokoll verwendet. Das hat gleich eine ganze Reihe von Vorteilen: Zum einen kann man das WebDAV-Protokoll leicht und vor allem sicher über Firewall- und NAT-Router-Grenzen nutzen. Zum anderen kann man jedes Gerät als Client verwenden, das über einen Browser verfügt, wenn kein spezieller WebDAV-Client zur Verfügung steht.

Apple bewirbt dabei iPhones und vor allem iPads. Das Öffnen von kompatiblen Dokumenten auf iPads sei durch WebDAV nun viel einfacher. Aber dieser Vorteil trifft auf alle mobilen Geräte, auch wenn sie mit Android, Blackberry OS oder Symbian ausgestattet sind.

Strategie und Fazit

Wenn man einige Apple-Entscheidungen der letzen Monate im Gesamtzusammenhang betrachtet, ergibt sich durchaus ein roter Faden. Das Produkt Mac OS Server gibt es nunmehr kostenlos zur Client-Version hinzu. Die Core-Performance wird gleichzeitig gesteigert, etwa durch SMBX. Allerdings fallen einige Features für große Unternehmen wie Active-Directory-Integration und NFS-Server weg. Ferner gibt es Blade-Server-Linie Xserve nicht mehr.

Das lässt den Schluss zu, dass Apple die Strategie fährt, nur noch Basisdienste wie File- und Printsharing im eigenen Netz zu betreiben und andere Funktionen wie E-Mail oder verteiltes Rendering von HD-Filmen in die Cloud zu verlagern. Schließlich ist bekannt, dass Apple riesige Rechenzentren aufbaut, über deren Zweck sich das Unternehmen noch nicht geäußert hat. Auf jeden Fall ist die Kapazität so hoch, dass Apple offensichtlich wesentlich mehr plant, als nur seine Dienste iTunes und MobileMe stärker auszubauen. In naher Zukunft dürfte es daher interessante Ankündigungen zu Cloud-Computing und Integration von iPhones und iPads mit Desktop- und Notebook-Computern geben.

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ZDNet.de Redaktion

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