US-Regierungssprecher tritt wegen Wikileaks-Kommentaren zurück


Facebook-Seite der Aktion „Save Bradley“ (Screenshot: ZDNet).

P.J. Crowley, Spercher des US State Department ist am Sonntag überraschend zurückgetreten. Grund dafür waren umstrittene Kommentare über den Fall des mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning, wie der Nachrichtensender CNN berichtet.

Nach Informationen von CNN erfolgte der Rücktritt auf Druck des Weißen Hauses. Die Regierung Obama ist demnach zutiefst erbost darüber, dass Crowley vergangene Woche angedeutet hatte, Manning werde zu Recht misshandelt.

Bei einem Gespräch in kleiner Runde am MIT war Crowley auf Vorwürfe angesprochen worden, wonach Manning gefoltert wird. CNN zufolge antwortete Crowley, was seine Kollegen vom Verteidigungsministerium mit Manning machten, sei „lächerlich, kontraproduktiv und dumm“. „Dennoch befindet sich Bradley Manning am richtigen Platz“, sagte Crowley, wie BBC-Reporterin Philippa Thomas, die bei dem Gespräch anwesend war, in ihrem Blog schreibt.

„Die nicht autorisierte Weitergabe von geheimen Informationen ist nach dem US-Gesetz ein ernstes Verbrechen“, heißt es in einer Stellungnahme von Crowley. „Meine Kommentare bezüglich der Haftbedingungen des Gefreiten Bradley Manning sollten die breiten und auch strategischen Auswirkungen der amerikanischen Geheimdienste unterstreichen, die täglich verdeckte Aktionen durchführen – und die unser weltweites Ansehen und unsere Führungsrolle beeinflussen.“

Heutzutage, in „herausfordernden Zeiten und mit einem unbarmherzigen Medienumfeld“, müsse Macht mit Vorsicht und im Einklang mit den Gesetzen und Werten der USA ausgeübt werden. „Angesichts der Auswirkungen meiner Bemerkungen, für die ich die volle Verantwortung übernehme, habe ich meinen Rücktritt eingereicht“, heißt es in Crowleys Stellungnahme weiter.

CNN zufolge war ein Interview im Weißen Haus schlussendlich ausschlaggebend für Crowleys Rücktritt. Demnach war US-Präsident Barack Obama vergangenen Freitag nach Crowleys Äußerungen gefragt worden. Obama erklärte, er habe sich bei Beamten des Pentagon erkundigt, ob die Behandlung von Manning „angemessen und im Einklang mit unseren Standards“ sei. Man habe ihm versichert, dass dem so sei.

Manfred Nowak, Sonderberichterstatter für Folter der UNO, hatte Ende Dezember eine offizielle Beschwerde erhalten. Auch Amnesty International kritisierte die unmenschlichen Haftbedingungen von Manning, der seit vergangenem Mai inhaftiert und mittlerweile in einem US-Gefängnis im Bundesstaat Virginia einsitzt.

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ZDNet.de Redaktion

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