Google dokumentiert Videocodec VP8 im Rahmen der IETF

Google hat seinen kostenlos nutzbaren Videocodec VP8 auf den Webseiten der Internet Engineering Task Force eingestellt. Ziel ist aber nicht etwa eine Standardisierung durch das Gremium: „Wir haben die VP8-Bitstream-Referenz als ‚IETF Independent RFC‘ [für einen unabhängige Beurteilung im Rahmen der IETF] eingereicht, um eine allgemeingültige, öffentliche Referenz für dieses Dokument zu schaffen“, teilt Google mit. „Das ist unabhängig von einer Standardisierung.“

VP8 ist ein von On2 Technologies erstellter, mitsamt diesem Unternehmen von Google aufgekaufter Videocodec. Zusammen mit dem Audiocodec Vorbis bildet er WebM, das von Google für das Internet der Zukunft vorgeschlagene Videoformat. Es ist Konkurrent des gebührenpflichtigen H.264, hinter dem etwa Microsoft und Apple stehen – und mitkassieren. WebM dagegen ist gebührenfrei und quelloffen, aber bisher eben nicht standardisiert – was die Verbreitung erleichtern würde, da dann mehrere Firmen an der Weiterentwicklung beteiligt sind und Abhängigkeiten minimieren.

Das IETF-Dokument „VP8 Data Format and Decoding Guide“ könnte Bedenken einiger Kritiker zerstreuen, die bemängelt hatten, dass das Format bisher nicht durch den Bitstream, sondern nur durch den Quelltext von Googles Software-Implementierung definiert ist. Allerdings spielt das Dokument zum Bitstream weiter nur eine sekundäre Rolle. Es heißt darin: „Wenn es irgendwelche Konflikte zwischen diesem Dokument und dem Referenz-Quelltext geben sollte, ist der Quelltext als ausschlaggebend zu betrachten – und nicht dieses Dokument.“

Auch wenn Google eine Standardisierung nicht anstrebt, zeigt der Schritt doch, dass WebM und VP8 mehr als ein privates Projekt des Konzerns werden sollen – und zugänglicher als tausende Zeilen Quelltext. Ob eine Standardisierung folgen wird, ist unbekannt, liegt aber im Bereich des Möglichen, da sich so eine Allianz mit anderen Firmen schmieden ließe. Zu den naheliegenden Kandidaten zählen Adobe, das zugesagt hat, VP8 im Flash Player zu unterstützen, und Mozilla, das WebM schon in den Browser Firefox integriert.

Die MPEG LA, die H.264 vertreibt, hat vergangenes Jahr die These in die Welt gebracht, VP8 könnte zusätzliche Patente erfordern, die Google nicht gehören. Aus der MPEG-Ecke wurden auch Zweifel an der Qualität des Codec laut. Google hat vergangene Woche angekündigt, dass sein Browser Chrome H.264 künftig nicht mehr unterstützen wird – möglicherweise eine Reaktion auf Versuche, VP8 zu diskreditieren. Um Kompatibilität zu gewährleisten, erstellt es WebM-Plug-ins für Safari und Internet Explorer.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

16 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

17 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

2 Tagen ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

3 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

4 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

4 Tagen ago