Erste Beweise: Desktop-Virtualisierung rollt an

Mit der Virtualisierung von Desktops beschäftigt sich ZDNet schon eine ganze Weile – sowohl mit den Lösungen der großen, in anderen Bereichen in Firmen bereits etablierten Herstellern, als auch der Kleineren, die nach Nischen suchen, und sich erst noch positionieren müssen.

Gemeinsames Fazit all dieser Artikel: Die Software-Anbieter stehen schon länger in den Startlöschern, sie warteten eigentlich nur noch auf den Startschuss durch die Anwender. Aber der kam nicht. In Gesprächen wurde immer wieder darauf verwiesen, dass man das Konzept zwar interessant finde, aber erst mal in kleinem Rahmen erproben wolle. Und das schon seit einigen Quartalen…

Besonders unangenehm war diese Lage für Citrix: Der Hersteller hatte seine Roadmap zum virtuellen Desktop zwar schon längst fertig, aber die Kunden zögerten, ihr zu folgen. Im Gegensatz zum Hauptmitbewerber VMware, für den jeder mit Desktop-Virtualisierung verdiente Euro zusätzliche Einnahmen bedeutet, muss Citrix aufpassen. Einerseits könnte Desktop-Virtualisierung die etablierten Citrix-Lösungen kannibalisieren, andererseits droht der Verlust von Kunden, wenn man nicht selbst ein attraktives Angebot für firmenweit virtualisierte Arbeitsplätze vorweisen kann.

Gelungener Spagat von Citrix

Der Spagat scheint jedoch gelungen zu sein: Citrix hat jetzt für das zweite Quartal seines Geschäftsjahres bessere Zahlen vorgelegt, als von den Börsianern erwartet. Zurückzuführen ist das vor allem auf die guten Geschäfte mit dem XenDesktop.

Die Ergebnisse sind ein weiteres Indiz dafür, dass sich Desktop-Virtualisierung durchsetzt und Firmen die Einführung tatsächlich in Angriff nehmen. VMware hat zwar auch erklärt, dass man gute Gespräch mit Kunden zum Thema geführt habe und die Technologie am Wendepunkt sehe. Im Augenblick scheint aber Citrix die Geschäfte abzuschließen.

Details dazu stehen in der Citrix-Bilanz: Im abgelaufenen Quartal kauften über 3500 Kunden XenDesktop-Lizenzen, davon waren rund 1000 Neukunden. Die Einnahmen daraus beliefen sich auf 60 Millionen Dollar – bei einem Gesamtumsatz von 458 Millionen Dollar. Dafür, dass Citrix eigentlich erst mit der Vorstellung von Version 4 des XenDesktop im Oktober vergangenen Jahres den Markt betreten hat, ist das nicht schlecht.

Laut CEO Mark Templeton wurde gut die Hälfte der Umsätze aus dem XenDesktop-Business mit neuen Kunden erzielt, die virtuelle Desktops zu einem Kernbestandteil ihrer firmenweiten Desktop-Strategie gemacht haben. Diese Entscheidungen gehen in der Regel von den CIOs aus und werden durch Faktoren wie die Umstellung auf Windows 7 und die anstehende, durch die Krise hinausgeschobene Erneuerung der Firmen-PCs begünstigt.

Das iPad als Katalysator

Die Nachfrage erhöhen laut Templeton aber auch die in die Unternehmen drängenden iPads, Macs und Smartphones. Diese Geräte lassen sich mittels Citrix Receiver, einer im App Store kostenlos erhältlichen Anwendung, mit dem XenDesktop verbinden. In den vergangenen zwölf Monaten sei Citrix Receiver über eine Millionen Mal heruntergeladen worden. Auch für Windows Mobile und Blackberry steht das Tool zur Verfügung.

Templeton weiter: „Die wesentliche Veränderung ist, dass Desktop-Virtualisierung inzwischen strategischer gesehen wird. Der Fokus hat sich etwas von reinen ROI-Betrachtungen wegbewegt und richtet sich nun mehr darauf, wie Desktop-Virtualisierung an mehreren Fronten sowohl technisch als auch in den Fachabteilungen helfen kann.“

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist für den Citrix-Chef das, was rund um das iPad geschieht: „Das hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Aber die Größe des Bildschirms der Grad der Konnektivität und der Interaktion sowie die Akkulaufzeiten machen es wirklich zu einem perfekten Gerät, um die Produktivität der Mitarbeiterschaft zu erhöhen.“ Rechnet man die gut laufenden Windows-7-Migrationen hinzu, wird klar, warum Desktop-Virtualisierung jetzt an einem wichtigen Punkt seines Weges in die Firmen angekommen ist.

Citrix Receiver for iPad von Chris Fleck bei Vimeo.

ZDNet.de Redaktion

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