Reine E-Book-Reader sterben aus


Kindle für Android bietet direkten Zugriff auf Amazons digitalen Buchladen (Bild: Amazon).

Der Preisverfall bei E-Book-Readern ist keine reine US-amerikanische Angelegenheit. Das zeigt ein Blick auf das Angebot der Verlagsgruppe Weltbild, die hierzulande den Reader von Bookeen vertreibt. Der kostete zum Start im April 2009 noch 269 Euro. Ein Jahr später senkte Weltbild den Preis auf 199 Euro und startete mit dem Verkauf einer günstigeren Variante für 149 Euro. Sony Deutschland hat die Preise für seine digitalen Lesegeräte vor wenigen Tagen ebenfalls deutlich gesenkt: Der Reader Touch Edition kostet statt 299 Euro noch 249 Euro und der Reader Pocket Edition 169 statt bisher 199 Euro.

Den Preis der wichtigsten und teuersten Komponente der Schwarzweiß-E-Ink-Reader, das Vizplex-Display, kontrolliert die E-Ink Corporation. Sie stellt diese nicht nur exklusiv her, sondern hält auch eine Vielzahl der dafür benötigten Patente und beherrscht die notwendigen Techniken.

Die gesamten Produktionskosten für E-Book-Reader liegen laut Expertenschätzungen zwischen 90 und 125 Dollar. Amazon, Barnes&Noble und vielleicht sogar Weltbild können auch dann noch Geld verdienen, wenn sie nicht mehr als die Herstellungskosten für ihre Lesegeräte bekommen.

Etwas müssen aber auch sie verlangen. Das bei Einwegrasierern bewährte Modell, die Rasierer zu verschenken und die Klingen teuer zu verkaufen, lässt sich nicht ohne weiteres auf E-Book-Reader und E-Books übertragen. Denn die potenziellen Kunden nennen zunehmend auch iPad und iPhone ihr eigen – und sind bald auch Android-Phone- und Android-Tablet-Besitzer. Sie wollen dann einen Reader nicht einmal mehr geschenkt haben. Android Tablets werden aus Standardkomponenten zusammengebaut, verwenden viel leistungsfähigere LCD-Technologie und werden meist auch nicht mehr als 200 oder 300 Dollar kosten.

Endgültiger Todesstoß durch transreflektive Displays 2011

Natürlich hat E-Ink gegenüber LCDs einige Vorteile: Zum Beispiel ist das Lesen bei Tageslicht im Freien wesentlich angenehmer, wenn nicht sogar überhaupt erst möglich.

Ältere Nutzer leisten sich vielleicht noch eine gewisse Zeit lang einen E-Book-Reader als Single-Function-Device. Jüngere sind aber ohnehin schon mit iPhones, iPads und Android-Smartphones ausgestattet. Die bieten zum Großteil brilliante und scharfe Farbdisplays. Außerdem reichen die kostenlosen Reader der E-Book-Stores dieser Zielguppe völlig aus.

Dass vermutlich im nächsten Jahr farbige E-Ink-Reader auf den Markt kommen, wird dem Segment auch nicht mehr helfen – es ist einfach zu spät. Denn bis dahin sind auch die lesitungsfähigeren, transreflektiven LC-Displays verfügbar. Sie werden – anders als E-Ink-Displays – in riesigen Stückzahlen von vielen Anbietern hergestellt und in einer großen Zahl von Smartphones und Tablets zum Einsatz kommen. Im Unterschied zu E-Ink werden diese Displays, die drinnen und draußen gleich gut zu nutzen sind, günstig sein. Spätestens dann sind die Tage der ausschließlich als E-Reader genutzten Geräte vorbei.

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ZDNet.de Redaktion

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