SaaS: Bringt Business ByDesign den Durchbruch für ERP?

SAP startet zu einem etwas ungünstigen Zeitpunkt. Siche rwar es richtig, mit der Einführung der Lösung so lange zu warten, bis man sich sicher ist, ein Produkt zu haben, das die Anforderungen auch langfristig erfüllt. Unglücklicherweise für SAP hat das aber so lange gedauert, dass die Euphorie der Branchenbeobachter in Bezug auf SaaS gerade schon wieder abzuklingen beginnt.

Es stimme zwar, so teilte etwa kürzlich Gartner mit, dass SaaS ein zukunftsversprechendes Modell sei, allerdings entwickelt es sich langsamer als zunächst gedacht. Und: Software-as-a-Service werde zwar eine wichtige, aber nicht die dominierende Rolle spielen. Unternehmen empfiehlt Gartner ihren Softwarebedarf sorgfältig unter die Lupe zu nehmen und die Auslagerung von Software nicht als Selbstzweck zu sehen. Damit Firmen den Nutzen von SaaS richtig bewerten, schlägt Gartner vier Schritte vor.

Zunächst müssen sie sich den Wert und den Preis von SaaS vor Augen führen. Zwar könne SaaS die Kosten für Infrastruktur und Management senken, jedoch seien Anwendungen von Drittanbietern häufig begrenzt und flössen auch nicht als Vermögenswerte in die Bilanz ein. Im zweiten Schritt legt Gartner den Unternehmen dringend ans Herz, einen Steuerungsplan zu entwickeln, in dem die Zusammenarbeit zwischen IT und Business geklärt wird. Dabei soll sowohl ein internes als auch ein externes SaaS-Modell für das Unternehmen erstellt werden.

Zum Dritten sollen die Abhängigkeit vom jeweiligen SaaS-Anbieter untersucht und dessen einzelne Applikationen gründlich bewertet und evaluiert werden. Im vierten und letzten Schritt gilt es, auf die Schnittstellen von SaaS-Applikationen zu den eigenen Anwendungen im Unternehmen zu achten. Dazu gehöre auch ein genauer Integrationsplan für bereits genutzte SaaS-Lösungen.

Die Anwender waren aber ohnehin schon länger skeptischer als die Analysten. Das zeigen etwa die Ergebnisse eine Umfrage von Infor und dem Beratungshaus SoftSelect unter 120 mittelständischen und großen Unternehmen. Demnach beschäftigten sich die Firmen weitaus weniger mit webbasierten Betriebsmodellen wie Application Service Providing (ASP) oder Software as a Service als allgemein angenommen. Nur bei elf Prozent der Befragten sind diese Modelle im Einsatz. Drei Viertel sehen auch in den kommenden drei Jahren keinen Bedarf für eine solche Investition. Das lässt theoretisch zwar noch Raum für die Verdoppelung der SaaS-Nutzer in nächster Zeit, zeigt aber, dass sich das Konzept eben nur in Teilbereichen, nicht als allein selig machendes durchzusetzen scheint.

Und einer Umfrage des Beratungsunternehmens Aberdeen haben Firmen die meisten Bedenken bei einer SaaS-Bereitstellung von ERP hinsichtlich der Sicherheit. Für 51 Prozent der Unternehmen, die SaaS nicht verwenden möchten, ist das der Grund. Die restlichen 49 Prozent sind der Meinung, ERP sei zu grundlegend und zu strategisch für ihr Geschäft, um die Kontrolle darüber abzugeben. Die Bedeutung beider Bedenken nimmt jedoch mit der Unternehmensgröße zu. Aberdeen-Analystin Cindy Jutras sieht sie daher nicht als entscheidendende Hindernis für den Durchbruch von SaaS-ERP in Kleinunternehmen – die SAP mit Business ByDesign ja ansprechen will.

Die Ambitionen der Anbieter bremst das alles ohnehin nur wenig. Sie versprechen sich nahezu alle, mittels SaaS und On-Demand für sie neue Kundengruppen zu erreichen. Besonders gilt das für SAP und seine Lösung Business ByDesign. Als Marktführer stehen die Walldorfer unter besonderer Beobachtung und mussten in der Vergangenheit viel Kritik einstecken. Dazu kam es vor allem, weil in der ersten Euphorie gemachte Aussagen und Zusagen nicht zutrafen oder eingehalten wurden.

Inzwischen ist man deutlich vorsichtiger geworden: SAP-Chef Jim Hageman Snabe wollte sich anlässlich der offiziellen Ankündigung des Verkaufsstarts von Business ByDesgin für Ende Juli weder bei den erwarteten Kunden- noch Umsatzzahlen festlegen.

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Godelef Kühl, Vorstand des ERP-Anbieters Godesys, spricht im ZDNet-Video-Interview auch darüber, ob und wie Saas und Cloud Computing den ERP-Markt in den nächsten Jahren verändern können.

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ZDNet.de Redaktion

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