Infineon: Wucherer wird gegen alle Widerstände Aufsichtsratsvorsitzender


Klaus Wucherer, neuer Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon (Bild: Siemens).

Im Anschluss an die Infineon-Hauptversammlung hat der neue Aufsichtsrat in seiner konstituierenden Sitzung Klaus Wucherer einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Er hatte sich zuvor in der Abstimmung durch die Aktionäre mit 72,5 Prozent der Stimmen deutlich gegen den ehemaligen Bitkom-Präsidenten Willi Berchtold (27,4 Prozent) behauptet. Dem aufgrund der gesunkenen Mitarbeiterzahlen von 16 auf 12 Personen verkleinerten Aufsichtsrat gehört nun unter anderem auch der frühere HP-Deutschlandchef, Hans Ulrich Holdenried, an.

Der bisherige Amtsinhaber, Max Dietrich Kley, hatte zusammen mit Konzernchef Peter Bauer den Ex-Siemens-Vorstand Klaus Wucherer als Kleys Nachfolger vorgeschlagen. Der 65-jährige Wucherer warb vor den Aktionären damit, dass er über ausreichend Technologiewissen sowie Restrukturierungserfahrungen verfüge und sich auf dem asiatischen Markt besonders gut auskenne. Er will sein Amt jedoch nur ein Jahr ausüben und dann für einen Nachfolger Platz machen. Außerdem wies er darauf hin, dass er mit den Siemens-Korruptionsfällen nichts zu tun habe und ihm nach Prüfung der Staatsanwaltschaft nie etwas nachgewiesen wurde. Er beteuerte seine persönliche Unabhängigkeit. Die Aktionärsvertretung SdK und Union Investment sprachen sich für Wucherer aus.


Der ehemalige Bitkom-Präsident Willi Berchtold (Bild: ZF Friedrichshafen).

Der britische Finanzinvestor Hermes wollte Berchtold zum Aufsichtsratsvorsitzenden von Infineon machen. Bei einem Erfolg hätten sich zum ersten Mal die Aktionäre eines Dax-Konzerns gegen den Willen der Firma durchgesetzt. Hermes hält zwar weniger als drei Prozent an dem Chipkonzern, die Briten hofften jedoch, Gleichgesinnte hinter sich zu versammeln. Bereits auf dem letzten Aktionärstreffen hatte sich Hermes kritisch gegenüber Infineons Kontrollgremium geäußert, und wütende Aktionäre forderten vehement den Rücktritt von Kley.

„Wucherer ist schon seit 1999 im Aufsichtsrat und genießt deshalb nicht das Vertrauen der Aktionäre. Die Spitze des Aufsichtsrats müsste ausgewechselt werden, um einen richtigen Neuanfang für Infineon zu schaffen“, so Hans-Christoph Hirt, Manager beim britischen Pensionsfonds Hermes, auf der Hauptversammlung.

Befürwortet wurde Berchtolds Kandidatur auch von Daniela Bergdolt, Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Es ist Zeit für einen Neuanfang und das besonders im Aufsichtsrat. Wir brauchen einen Aufsichtsratsvorstand, der mit voller Kraft arbeitet sowie das Wohl des Unternehmens im Auge hat und nicht persönliche Befindlichkeiten.“

ZDNet.de Redaktion

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