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Twitter ist gefährlich

Während einerseits Schauspieler, Sängerinnen und Nachrichtensender beim Plaudertaschen-Tool Twitter medienwirksam um möglichst viele Follower werben, werden andere ungewollt zu Followern von Menschen, mit denen sie nicht das geringste gemeinsam haben – sie können aber nichts dagegen tun. Beispielsweise ZDNet.com-Autor Dennis Howlett, der ausführlich von seinem verzweifelten Kampf mit den Twitter-Tücken berichtet.

Seine Leidensgeschichte in der Kurzfassung: Howlett stellte in den vergangenen Tagen fest, dass die Zahl der Twitter-User, denen er angeblich folgte, drastisch anstieg. Darauf aufmerksam wurde er nur durch einige direkte Nachrichten, in denen sich die Absender für das Interesse bedankten. Die Zahl stieg allmählich von etwa 1300 auf über 1900 an, 300 davon alleine in einer Nacht. Zwar ist unser Kollege ein sehr umgängliche Typ, über das Treiben von mehreren hundert – noch dazu zufällig ausgewählten – Personen auf dem Laufenden zu bleiben, übersteigt jedoch auch sein Interesse an seinen Mitmenschen.

Auf Nachfrage erfuhr er, dass es nicht nur ihm so erging – die Followmania war auch bei anderen Accounts ausgebrochen. Also was tun?

Den Account im Modus „Protected Tweet“ zu betreiben half nichts, die Flut der Dankesmeldungen hörte dadurch nicht auf. Auch die unerwünschten „Follows“ zu löschen brachte nicht viel. Ein Großteil der Accounts, die gerade erst gelöscht worden waren, bedankte sich kurz darauf schon wieder für das freundliche Interesse.

Der gut gemeinte Vorschlag eines Freundes, das Passwort zu wechseln, brachte ebenfalls nichts – außer neuem Ärger: Die von Howlett benutzten Clients funktionierten daraufhin nicht mehr, der Zugang war nur noch über den Web-Client möglich. Der Support von Twitter selbst war ebenfalls nicht hilfreich – er bestätigte nur die altbekannte Weisheit, dass automatisch generierte Antwortmails meist wenig hilfreich sind und die Diskussion mit solch einem Mailroboter sich schnell im Kreise dreht.

Was bleibt unterm Strich? Die Erkenntnis, dass Twitter die Erwartungen, die Firmen wie Salesforce.com und andere in das Angebot setzen, noch lange nicht erfüllen kann. Einen kinderleicht zu benutzenden Dienst einzurichten ist eine Sache, zu gewährleisten, dass dieser Dienst dann auch Anforderungen genügt, wie sie die Nutzung im Unternehmen stellt, eine andere. Ganz abgesehen von Sicherheitsanforderungen, die schon lange aufgestellt, aber noch lange nicht erfüllt sind. Bis dahin muss sich Twitter einige Fragen gefallen lassen:

  • Wollen Mitarbeiter ihre Mailbox wirklich jeden Morgen voller dubioser Follows- und Follower-Anfragen vorfinden? Kann Twitter seine Nutzer davor schützen und dennoch sicherstellen, dass der Dienst weitere Nutzer aufnehmen kann?
  • Kann Twitter vernünftige Prozesse aufsetzen, um Anwendern bei Problemen zu helfen?
  • Was können etablierte Services wie Salesforce.com unternehmen, damit Nutzer die Vorteile erhalten, die sie suchen, ohne die oben beschriebenen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen?
  • Ist es vielleicht an der Zeit, dass Firmen sich kostenpflichtige Dienste wie Yammer oder ESME genauer anschauen, die sich für den Einsatz innerhalb der von Firewalls geschützten Unternehmensgrenzen eignen?

Was denken Sie? Twittern oder nicht twittern, das ist die Frage.


Das Bild zeigt nur ein paar der vielen hundert neuen Twitterfreunde von ZDNet-Autor Dennis Howlett.

ZDNet.de Redaktion

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