Interview: Warum T-Mobile Skype-Telefonate auf dem iPhone nicht zulässt

Seit dem 31. März ist eine Skype-Applikation für das iPhone in Apples App Store zu haben. „Skype-Software für das iPhone war der größte Wunsch unserer Nutzer. Wir freuen uns sehr, diesen Wunsch nun erfüllen zu können und Skype Millionen Menschen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen, die das iPhone und den iPod Touch nutzen“, erklärt Scott Durchslag, Chief Operating Officer von Skype.

Die Wirtschaftswoche liefert allerdings gleich eine schlechte Nachricht nach: „Telekom will neues Skype-Programm für iPhone und BlackBerry blockieren„. ZDNet hat mit T-Mobile-Pressesprecher Alexander von Schmettow über das Thema Skype auf dem iPhone und auf anderen Handys gesprochen.

ZDNet: Skype hat heute angekündigt, einen Client seiner VoIP- und Messaging-Software für das iPhone herauszubringen. Sie wollen aber den Einsatz von Skype über das Mobilfunknetz sowie über Ihre eigenen Hotspots unterbinden, wie Sie das bereits gegenüber der Wirtschaftswoche angekündigt haben?

Alexander von Schmettow, T-Mobile: Das ist so nicht korrekt, auch wenn die Wirtschaftswoche da eine Exklusivmeldung draus gemacht hat. Das ist keine Neuerung. Wir reagieren hier nicht auf eine Skype-PR-Aktion, sondern schließen bereits seit 1,5 Jahre in unseren Datentarif-Verträgen die Nutzung von Voice-over-IP aus. Das gilt natürlich auch für iPhone und G1.

ZDNet: Die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind das eine, der Plan, Skype aktiv zu blockieren, etwas anderes.
T-Mobile: Stellen Sie sich vor, sie gehen bei Rot über die Ampel, obwohl Sie natürlich wissen, dass Sie das nicht dürfen. Man kann das natürlich auf die leichte Schulter nehmen, aber das sollte man aus Verbrauchersicht nicht unbedingt tun. Das ist ein Vertragsgegenstand, und der Verbraucher hat das schließlich unterschrieben. Der Client wird auf dem iPhone funktionieren, er wird sich problemlos installieren lassen. Aber wir behalten uns vor, das Netzfeature zu deaktivieren.

ZDNet: T-Mobile begründet die Maßnahme damit, sie gewährleiste die Netzstabilität.
T-Mobile: Unter anderem. Würden wir Skype zulassen, würde der Kunde über die Skype-Applikation ein Telefonat führen und damit weder unsere Technologie noch gegebenfalls unsere Netze nutzen – beispielsweise bei einem fremden WLAN-Hotspot. Bei der Voice-over-IP-Telefonie kommt es ja durchaus zu Aussetzern, Nachhalleffekten, Rauschen oder sonstigen Qualitätseinbußen. Der Kunde würde, da er ja T-Mobile-Kunde ist, die Telekom für diese schlechte Qualität verantwortlich machen und nicht unterscheiden zwischen dem Dienst eines Drittanbieters, den er über eine Applikation nutzt, und unserem eigenen Netz. Wir können uns als Qualitätsführer nicht leisten, dem Kunden ein solches Qualitätserlebnis zuzumuten, wenn das mit unserem Produkt geschieht.

ZDNet: Zurück zum Thema Netzstabilität. Können Sie näher spezifizieren, wie sich zum Beispiel der Skype- von Youtube-Traffic unterscheidet?
T-Mobile: Nein, das kann ich nicht. Aber unsere Netzexperten sagen mir, dass Voice-over-IP in einer Netzfunkzelle – also über UMTS oder EDGE – von den dort anfallenden Bandbreiten durchaus eine Beeinträchtigung wäre. Wenn man so positioniert ist wie wir, nämlich
den Kunden jederzeit und überall eine breitbandige Internetgeschwindigkeit verspricht, dann kann man sich das nicht leisten, dass durch ein einzelnes Feature die Performance in einer Funkzelle so dermaßen heruntergeht.

ZDNet: Ich lehne mich jetzt etwas aus dem Fenster und behaupte, Skype bedroht das klassische Telefonie- und SMS-Geschäft. Inwieweit spielt das eine Rolle bei der Entscheidung, Skype nicht zuzulassen?
T-Mobile: Das kann ich so nicht bestätigen. Skype ist bist jetzt kein Thema für uns gewesen – es ist nicht so, als hätten wir seit der Einführung irgendwelche dramatischen Einbrüche zu verzeichnen. Wir sind sicherlich gut genug aufgestellt, um dem Ganzen etwas entgegnen zu können.
An diesem Punkt möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass Skype sicherlich in Ländern, in denen es eine lückenhafte Mobilfunknetzversorgung gibt, möglicherweise eine größere Daseinsberechtigung hat als in einem Land wie Deutschland, wo ich zumindest – wenn ich für T-Mobile spreche – von einer nahezu flächendeckenden Versorgung sprechen kann. Daher sehe ich jetzt von der technischen Seite her keine Notwendigkeit für einen solchen Dienst.

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ZDNet.de Redaktion

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