Categories: Unternehmen

Wie man nachhaltig Geld verbrennt

Vor ein paar Tagen fand der tief in der Krise steckende Netzwerk-Konzern Nortel einen Käufer für seine Sparte „Application-Switches“: Der vergleichsweise kleine Spezialanbieter Radware erbarmte sich und gab ein Kaufgebot ab.

Respekt, war man versucht zu sagen. Wie viel mag das wohl gekostet haben? Schließlich hatte Nortel diesen Bereich im Jahr 2000 in einer aufsehenerregenden Aktion selbst gekauft: Das Start-up Alteon ging für 7,8 Milliarden Dollar an Nortel. Damit wollten die Kanadier dem damals noch zu Recht als Rivalen betrachteten kalifornischen Emporkömmling Cisco auf den Fersen bleiben. Der kaufte im selben Jahr den Alteon-Mitbewerber Arrowpoint. Auch das war kein Schnäppchen: Cisco legte damals 5,7 Milliarden Dollar auf den Tisch.

Jetzt kam heraus, was Radware Nortel für das Alteon-Geschäft bietet: 17,56 Millionen Dollar. Und auch das nicht, weil es so eine tolle Technologie wäre – nein, die hat man inzwischen selbst. Es geht eigentlich nur darum, Zugang zu den Nortel-Kunden zu bekommen.

Die vor einiger Zeit hier gestellte Frage, ob Nortel noch zu retten ist, kann danach wohl getrost mit einem klaren „nein“ beantwortet werden: Wer sein Tafelsilber so verscherbeln muss, dem ist sicher nicht mehr zu helfen.

Vielleicht legen wir alle zusammen und kaufen auch noch den Rest der LAN-Switch-Sparte von Nortel? Die war früher einmal als Bay Networks bekannt und kam 1998 für schlappe 9,1 Milliarden Dollar zum Konzern. 1996 wurde der anspruchslosere Teil davon als Netgear ausgegliedert.

Ich erinnere mich noch gut an den Antrittsbesuch des ersten Deutschlandchefs in meiner damaligen Redaktion: Highlight des Termins war ein Netzwerk-Starter-Set, bestehend aus zwei Netzwerkkarten und einem Fast-Ethernet-Switch, ich glaube mit fünf Ports. Im Zuge der WLAN-Euphorie hat Netgear dann einen ansehnlichen Höhenflug geschafft und wurde bei LAN-Switches sogar zu einem ernstzunehmenden Konkurrent seiner ehemaligen Mutterfirma – die nicht nur in diesem Bereich jahrelang vor sich hin dümpelte.

Wer lernen will, Geld zu verbrennen, muss sich inzwischen also nicht mehr bei dem aus Fernsehwerbespots bekannten Prof. Dr. Jack John James Mankowsky in der vom Hamburgerbrater Burger King gesponsorten Mancademy einschreiben: Ein Blick auf das Nortel-Geschäftsgebaren reicht völlig aus.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

MadMxShell: Hacker verbreiten neue Backdoor per Malvertising

Die Anzeigen richten sich an IT-Teams und Administratoren. Ziel ist der Zugriff auf IT-Systeme.

11 Stunden ago

April-Patches für Windows legen VPN-Verbindungen lahm

Betroffen sind Windows 10 und Windows 11. Laut Microsoft treten unter Umständen VPN-Verbindungsfehler auf. Eine…

11 Stunden ago

AMD steigert Umsatz und Gewinn im ersten Quartal

Server-CPUs und Server-GPUs legen deutlich zu. Das Gaming-Segment schwächelt indes.

20 Stunden ago

Google stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher in Chrome 124

Zwei Use-after-free-Bugs stecken in Picture In Picture und der WebGPU-Implementierung Dawn. Betroffen sind Chrome für…

2 Tagen ago

Studie: 91 Prozent der Ransomware-Opfer zahlen Lösegeld

Die durchschnittliche Lösegeldzahlung liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Acht Prozent der Befragten zählten 2023 mehr…

2 Tagen ago

DMA: EU stuft auch Apples iPadOS als Gatekeeper ein

Eine neue Analyse der EU-Kommission sieht vor allem eine hohe Verbreitung von iPadOS bei Business-Nutzern.…

2 Tagen ago