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Alibaba, die Räuber und gute Geschäfte

Ein Wer-liefert-was für den Handel in und den Import aus China – in diese Marktlücke stieß einst die chinesische Handelsplattform Alibaba. Längst hat sich das Internetportal aber zu einer international vielgenutzte B2B-Plattform weiterentwickelt. Jetzt hat der umtriebige Betreiber von Alibaba den deutschen Mittelstand ins Auge gefasst: „Export-to-China“ soll den Handel von Deutschland ins Reich der Mitte vereinfachen.

Ich liebe Alibaba. Nicht etwa, weil ich Großhändler wäre, sondern weil es mir Spaß macht, die vielen Angebote für chinesischen Tand anzusehen. Von Spielzeug über Uhren und Schmuck bis hin zu allerlei Maschinen und Gerätschaften reichen die Angebote chinesischer Fabriken. Besonders unterhaltsam ist für mich die Rubrik Automobile.

Wie wäre es mit einem chinesischen Pickup für 8000 Dollar, der verdächtig nach einem nicht ganz taufrischen japanischen Bestseller aussieht? 5000 Stück könnten davon pro Monat geliefert werden. Oder doch lieber ein zweisitziges Stadtfahrzeug, das wirklich „smart“ aussieht?

Ebenfalls unterhaltsam ist die Rubrik Werkzeug: Meine teure Marken-Kombizange – zumindest sieht sie so aus – gibt es dort schon für ein paar Cent. Eine entsprechende Abnahmemenge vorausgesetzt.

Und genau das ist der Punkt: Will ich als deutsches, mittelständisches Unternehmen meine mit viel Know-how hergestellten Waren genau dort anbieten, wo meine Designs für einen Bruchteil meiner Herstellungskosten angeboten werden? Da nützt es wenig, wenn erzählt wird, dass es eine Ehre sei, kopiert zu werden. Denn der Umsatz und die Reputation durch billige, minderwertige Kopien sind dann eventuell schon weg. Und von Ehre allein ist noch keiner satt geworden.

Ich fürchte allerdings, dass deutsche Mittelständler ohne gute Beziehungen nach China mittelfristig gar keine andere Wahl haben. Immerhin: Da jetzt auch die ersten chinesischen Markenartikler unter der Kopierwut ihrer Landsleute leiden, wird sich die Situation in absehbarer Zeit vielleicht ändern. Gute Geschäfte winken jedenfalls schon jetzt, wenn man weiß wie es geht. Und vielleicht ist Alibabas „Export-to-China“ tatsächlich eine Chance für alle, ohne eigene Standorte in China.

ZDNet.de Redaktion

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