Jahresbilanz 2008: Was außer der Krise noch wichtig war

Am Standort Deutschland wird in Bezug auf Hardware sicher in Erinnerung bleiben, dass einige einst hochgehandelte Firmen jäh abstürzten und manche davon sogar ganz verschwanden: Lintec, das 1990 von Hans Dieter Lindemeyer in Taucha gegründete Unternehmen, hatte nach steilem Aufstieg und breiter Diversifizierung (etwa Pixelnet und Handelsgeschäfte) irgendwann – aber lange vor der Finanzkrise – den Kurs verloren. Der gefloppte Senioren-PC vor einigen Jahren war nur eine der zahlreichen Irrungen und Wirrungen, die schließlich zum endgültigen Aus führten.

Noch steiler der Abstieg bei Maxdata: Dem Insolvenzantrag folgte nur ein paar Wochen später der Ausverkauf – der sich zunächst zuversichtliche Insolvenzverwalter konnte nicht viel mehr retten als seine Aufwandsentschädigung: Über 800 Jobs futsch, die Marke Belinea weg und das Auslandsgeschäft abgewickelt.

Auch kleinere PC-Fertiger wie die badische Firma Leo Computer, die im Sommer beim Amtsgericht Offenburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen musste, gerieten – ganz unabhängig von der allgemeinen Krise übrigens – in Schieflage oder scheiterten. Diese Insolvenzen, der Streit um die Schließung des Nokia-Werks in Bochum und die Frage, wie sich Infineon die ungeliebte Tochter Qimonda vom Hals schaffen kann, mündeten schließlich alle in der Frage: Kann Hardware in Deutschland überhaupt noch zu vernünftigen Preisen entwickelt und produziert werden?

Die Antwort ist: wahrscheinlich ja. Denn sowohl Lintec als auch Maxdata mussten eingestehen, dass Managementfehler für das Scheitern verantwortlich waren. Nachdem Nokia Bochum verlassen hat, will sich nun der Blackberry-Hersteller RIM dort ansiedeln, und bei Qimonda und AMD in Dresden sind die Probleme auch nicht in erster Linie durch den Standort bedingt.

Und FSC lebt schließlich auch noch – auch wenn den Konzern schon vor dem Hickhack um den Siemens-Ausstieg das eine oder andere Wehwehchen plagte. Aber er bastelt an neuen Vermarktungskonzepten und zeigt so, dass er sich noch lange nicht aufgibt.

SAP hat es auch nicht leicht

Neue Vermarktungskonzepte sucht auch ein anderes Aushängeschild der deutschen IT-Branche: SAP. Unbestritten als führender Anbieter von Standard-Software für Großunternehmen anerkannt, klappt es mit der Erweiterung der Kundenbasis nach unten einfach nicht so, wie in Walldorf geplant.

Und die Konkurrenz schläft nicht: Sowohl Sage als auch Infor oder Epicor haben inzwischen ihre Hausaufgaben gemacht und konkurrenzfähige Lösungen für den gehobenen Mittelstand ins Programm genommen. Der schließlich doch noch beigelegte, aber lang anhaltende Streit zwischen SAP und seinen Kunden um Wartungsgebühren dürfte Wasser auf deren Mühlen gewesen sein.

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ZDNet.de Redaktion

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