Suchmaschine der Zukunft: persönlich oder anonym?

Angesichts der unfreiwilligen Großzügigkeit der Community behauptet deshalb Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) in Kiel: „Die Zukunft der Suchmaschinen ist anonym.“ Der Experte sieht ein riesiges Wachstumspotenzial für Angebote mit der Auflage, beim Nutzer mit einer extremen Datensparsamkeit zu punkten: „Der Vorteil liegt darin, die Suchanfrage unmittelbar danach gleich wieder zu löschen.“

Denn wer kann schon prüfen, ob nicht falsche Einträge aus Blogs oder Foren in das persönliche Profil übernommen werden. „Wenn die Daten direkt einer Person zugeordnet sind, ist dies ausgesprochen problematisch“, gibt Weichert zu bedenken. Immerhin könnten Personensuchmaschinen wie spock.com auch die öffentlich zugänglichen Datenbestände der in den Unternehmen gelisteten Personen mit erfassen, was rechtlich völliges Neuland darstellt.

Die üblichen Verweise der Suchmaschinenbetreiber auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) reichen künftig kaum mehr aus. Gefragt seien vielmehr ausgereifte technische Lösungen, so der renommierte Datenschützer. „Hierfür fehlt es aber bei den Suchmaschinenbetreibern noch an Sensibilität, sowohl gegenüber den Suchenden als auch gegenüber den Gefundenen.“

Schließlich müsste der Nutzer ständig alle Informationen über sich recherchieren und sofort monieren, um bei gravierenden Verstößen rechtzeitig eingreifen zu können. Möglicherweise kehrt sich die Beweislast beziehungsweise die Haftungsfrage sukzessive um, spekulieren Insider, so dass der Betreiber nachweisen müsste, nur ordnungsgemäße Informationen weiter zu verwerten und öffentlich zu machen. Angesichts einer derartigen Sisyphusarbeit wird deutlich, wie weit die Betreiber aktuell von dieser Zielmarke entfernt sind.

Auch semantische Technologien lösen das Datenschutzproblem beziehungsweise das der Weitergabe von Daten kaum. Zunächst einmal gelte es, global verbindliche Datenschutzstandards zu entwickeln, sagte Google-Juristin Annette Kroeber-Riel auf dem diesjährigen Forum des Gemeinnützigen Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs (Suma-eV) in Berlin.

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ZDNet.de Redaktion

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