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Bieterschlacht um BEA: Macht durch Middleware

Middleware ist zurück im Rampenlicht. Durch die geplante feindliche Übernahme von BEA will Softwaregigant Larry Ellison sein Haus noch stärker als eine führende Kraft der IT-Industrie ausbauen. Seit der Ankündigung vom Freitag nehmen die Wirtschaftsblätter vor allem die finanziellen Aspekte für Investoren unter die Lupe. Dabei geht es vorrangig um die Rolle von Finanzier Carl Icahn. Als stärkster Aktionär von BEA mit einem Anteil von nun 13 Prozent drängt er schon seit geraumer Zeit zum Verkauf, um sein Vermögen zu mehren.

Doch diese Deals können nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten oder der Prämisse schierer Größe („wachse oder verschwinde“) betrachtet werden. Hinter allen Versuchen stecken auch massive Entwicklungen in der IT-Technik, die es zu beachten gilt. Ging es bei der geplanten Übernahme von Business Objekts durch SAP um „Business Intelligence“, so dreht es sich nun bei dem BEA-Deal um „infrastrukturelle Middleware“. Ungeachtet dessen, dass BEA mittlerweile auch einige Business-Programme in seinem Portfolio hat. Dafür lohnt sich ein Blick zurück.

Vor einigen Jahren standen Middleware-Programme stärker in Rampenlicht. Themen wie Applikationsserver und Service-Orientierung machten die Schlagzeilen in den IT-Gazetten. Das waren Vorstufen zu den heutigen SOA-Kampagnen (serviceorientierte Architektur). Seit dieser Zeit liefern sich zwei große Player – IBM mit seinem Paket Websphere und BEA mit Weblogic – auf der Ebene der Systemplattform einen scharfen Wettbewerb um Firmenkunden.

Beide Programme gehören zur infrastrukturellen Middleware und sind stärker als Bindeglied zur Maschinenarchitektur ausgelegt. Bei IBM geht es dabei in erster Linie um die eigenen Plattformen, BEA kommt von Java her und hatte durch seine Gründer die Wurzeln bei Sun Microsystems. Später entwickelte SAP ein verwandtes Produkt, Netweaver genannt, das jedoch im Gegensatz zu denen von IBM und BEA sich in die Schichten nach oben hin zur Anwendungsebene (Application Layer) orientiert. Oracle reagierte darauf mit seinem Programm Fusion. Ziel ist in allen Fällen die leichtere und systematische Integration von Anwendungsprogrammen.

Mit der Übernahme von BEA hätte Oracle zwei Middleware-Produkte mit unterschiedlichen Ansätzen im eigenen Haus. Das ist alleine schon technisch eine Herausforderung. Dazu kommt das Problem der Integration. Die beginnt mit der Frage, ob eine maschinenorientierte Middleware bei einer klassischen Softwarefirma wie Oracle, die ja vom Datenbankmanagement herkommt, gut aufgehoben ist. Die Herausforderungen wird also sein, ein Konzept zu entwerfen, das möglicherweise die Produkte „Weblogic“ und „Fusion“ verbindet, sofern dies überhaupt möglich ist. Eine Alternative könnte auch die Betonung einer starken Trennung beider Produkte sein. In jedem Fall muss Oracle, sollte der Deal zustandekommen, sowohl Kunden wie auch Investoren überzeugen, das man das vielschichtige Thema gut beherrscht. Dies scheint eine ziemlich schwierige Aufgabe zu sein.

Aus der Sicht der IT-Industrie und deren Kunden könnte das Thema Middleware wieder stärker ins Rampenlicht rücken. Technisch ist das durchaus interessant, sind doch die Elemente der Middleware-Plattform wichtige Komponenten des nun vielfach gepriesenen SOA-Ansatzes. Im direkten Wettbewerb könnte es dann zu einer Auseinandersetzung mit dem SAP-Produkt Netweaver kommen. Doch es könnten auch große Computerhersteller wie Hewlett-Packard Interesse an Weblogic haben. Dies wird zwar derzeit verneint, wäre aber durchaus sinnvoll, hat doch HP-Chef Mark Hurd, der von Teradata kam, ehrgeizige Pläne, neben den Softwareprodukten Openview und Opencall die Palette weiter auszubauen.

ZDNet.de Redaktion

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