Microsofts neuer Such-Guru will Google einheizen

ZDNet: Microsoft bietet seit letztem Jahr auch bezahlte Programme an – sowohl Werbeprogramme, die sich direkt an Verbraucher richten, als auch solche für Unternehmen, um Marktanteile zu gewinnen. Rechnen Sie damit, dass dies im kommenden Jahr verstärkt wird?

Nadella: Wir gehen davon aus, dass wir das beibehalten werden. Wir haben ein allgemeines Loyalitätsprogramm beziehungsweise eine Plattform namens Live Search Club ins Leben gerufen, mit dem wir das Bewusstsein dafür stärken, dass wir in puncto Suchtechnologie auch mitspielen. So fördern wir das Engagement und bauen Loyalität auf, zum Beispiel durch Gewinnspiele. Wir werden diese Aktivitäten noch verstärken und es allgemein als Loyalitätsprogramm nutzen. Wir probieren verschiedene Dinge aus, um die Benutzer zu binden.

ZDNet: Stimmt es, dass Sie Unternehmen bezahlen, damit diese Sie verwenden?

Nadella: Wir haben einige Pilotprojekte, von denen Sie schon gehört haben werden. Das werden wir auf jeden Fall fortführen. Aber der Schwerpunkt – zumindest im Herbst – wird darauf liegen, die Endverbraucher über MSN zu erreichen.

ZDNet: Einige der diese Woche vorgestellten neuen Features werden von den Konkurrenten schon längst angeboten. Glauben Sie, allein durch Nachziehen verlorenes Terrain wiedergewinnen zu können?

Nadella: Das ist eine gute Frage. Die Kernfunktion, nämlich relevante Ergebnisse, muss man auf jeden Fall bieten. Und dann kann man sich je nach Sparte differenzieren. Heute haben wir 70 Millionen Benutzer unserer Suchmaschine. Wenn wir besser darin werden, relevante Ergebnisse zu liefern, und dann je nach Sparte noch zusätzliche Features bieten – welche Marktposition können wir dann einnehmen?

In gewisser Hinsicht geht es gar nicht um die Position, die wir gerne einnehmen möchten. Vielmehr befinden wir uns – offen gesagt – in einer Position, wo wir nichts zu verlieren haben. Wir wollen mit einigen Dingen an die Öffentlichkeit gehen, dabei durchaus einige Risiken in Kauf nehmen, ein paar Innovationen liefern und so zu einem Punkt gelangen, wo wir mit den anderen gleichziehen. Von da aus werden wir uns dann differenzieren. Unsere 70 Millionen Benutzer sind eine solide Ausgangsbasis. Wenn wir die dazu bewegen können, mehr Suchanfragen durchzuführen, werden wir davon profitieren.

ZDNet: Man könnte meinen, dass Sie mit den Suchfunktionen bei Ihren vorhandenen Benutzern bereits das Maximum herausgeholt haben. Denn immerhin ist die Suchfunktion überall in MSN integriert. Glauben Sie wirklich, dass Sie bei den existierenden MSN-Benutzern noch Zuwächse verzeichnen können? Oder ist dieses Potenzial nicht schon erschöpft, so dass Sie sich eher bemühen sollten, mehr Benutzer anzuziehen?

Nadella: Unsere Daten zeigen, dass nicht alle unsere Benutzer unsere Suchfunktion nutzen, sondern eben auch andere Suchmaschinen. Es geht daher nicht primär darum, die Leute zum kompletten Wechsel zu bewegen. Es geht vielmehr um das Produkt und darum, dass die Erfahrung damit so positiv wahrgenommen wird, dass wir einen höheren Anteil an Suchanfragen für uns verbuchen können.

Ich habe Ihren Einwand jedoch verstanden. Aber das einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass es hier vor allem um die Perspektive geht. Wir arbeiten jetzt seit vier Jahren an den Suchfunktionen. Wir versuchen, einen Punkt zu erreichen, wo die Sucherfahrung positiv wahrgenommen wird, aber dann auch differenzierte Ergebnisse erzielt werden. Wir denken, dass wir mit dem Release vom letzten Jahr eine gute Position erreicht haben, der uns wettbewerbsfähig gemacht hat. Und dieses Jahr werden wir diese Position noch weiter ausbauen.

Dann möchte ich noch einmal auf unser eigenes Netzwerk in MSN hinweisen. Ich spreche hier von etwa 70 Millionen Benutzern, während MSN jeden Monat 500 Millionen Benutzer aufweist. Wenn wir unser Produkt und die Erfahrung damit verbessern, werden selbst die Leute in unserem eigenen Netzwerk nicht Google benutzen. Das ist eine weitere Chance für uns.

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ZDNet.de Redaktion

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