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SAPs Business by Design: Amerika ist der einfachere Markt

Es gibt gute Gründe, warum jenseits des großen Teiches SaaS besser etabliert ist als hier zu Lande. Man muss dazu nicht das Vorurteil der größeren Technik-Affinität bemühen. Allein die gewaltigen Entfernungen einer Firmenzentrale etwa in New York zu ihren Niederlassungen in New Orleans, San Francisco oder gar Hawaii macht die Attraktivität von zentral steuerbaren Online-Systemen sinnfällig. Hier liegt der wichtigste Grund für den Erfolg der CRM-Netz-Lösung von Salesforce.com.

Hinzu kommt, dass in den USA der Mittelstand keineswegs die Bedeutung hat und die Achtung genießt, die er hier zu Lande gewohnt ist. Datenschutzängste sind dort ebenfalls weit geringer. Insofern liegt die Hemmschwelle sehr viel niedriger, die SAP-Software (immerhin „made in Germany“) auszuprobieren und vielleicht anzuschaffen. Schließlich sind angesichts des in den USA stark ausgeprägten Direktvertriebs weniger Partnerkonflikte zu erwarten, die sich aus dem neuen Vertriebsmodell ergeben dürften.

Falls die Spekulation der Walldorfer Konzernlenker aufgeht, dürfte es sich zwar immer noch nicht um die wichtigste Ankündigung seit 25 Jahren handeln, wie Firmenchef Kagermann tönte. Die Etablierung von Client-Server-Technik und Prozessmodell mit R3 hat in den 90er Jahren immerhin global die Betriebswirtschaft modernisiert. Doch möglicherweise leitet Business by Design dennoch eine kleine Revolution ein. Denn ein vorzeigbarer Marktanteil in den USA könnte dem SaaS-Modell ebenso zum generellen Durchbruch verhelfen wie dem hauseigenen SOA-Konzept, das unaufdringlich in Business by Design eingebaut wurde. Mit den entsprechenden Erfolgsgeschichten könnte die SAP mittelfristig auch die Anwender in Europa und Deutschland für sich gewinnen. Die Verzögerung dürfte den Walldorfern nichts ausmachen, schließlich muss man beim deutschen Mittelstand sowieso damit rechnen, dass die ERP-Software nicht öfter als alle 15 bis 20 Jahre ausgetauscht wird.

Von Desaster by Design kann daher nicht die Rede sein, vielmehr lässt sich eine langfristige Strategie vermuten, den hiesigen Markt mittel- oder langfristig von den USA aus zu erobern. Dazu passt auch die bis zur Unglaubwürdigkeit reißerische Demonstration von SOA-Funktionen zur Veränderungen von Prozessen, bei der mit wenigen Mausklicks eine neue Geschäftseinheit geschaffen wurde – ohne die aufwändige Vorarbeit auch nur zu erwähnen. Wahrscheinlich ist den längst globalisierten Walldorfern ein einfacher Wachstumsmarkt in Übersee schlicht lieber als das schwierige Geschäft in der von vielen Anbietern und anspruchsvollen Kunden geprägten Heimat.

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ZDNet.de Redaktion

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