Zukunftsoption: ERP auf Basis von Open-Source-Software

Einen langer Atem beim Hersteller verlangt zudem die Behebung des Hauptmangels offener ERP-Software bei Funktionsvielfalt und Funktionstiefe. Av ERP (von Synerpy) fehlt es laut Arno Schambach von Softselect an einer Finanzbuchhaltung, Tiny ERP hat noch keine Buchhaltung, und die ASP-Software Compiere ist nur auf Provider-Ebene Open Source – und selbst dort auf die lizenzpflichtige Oracle-Datenbank angewiesen. Außerdem mangelt es der schon 1999 entwickelten Software an Funktionen für den Fertigungsbereich.

Diese Argumentation geht allerdings von ERP in Form von Modulpaketen aus. Sollte sich das Konzept von serviceorientierten Architekturen (SOA) im ERP-Umfeld etablieren, entstünden weit feinkörnigere Funktionen, die sich als Service in offene Plattformen einbinden ließen. Die begrenzte Aufgabe der Entwicklung solcher Services könnte Open-Source-Entwickler durchaus locken. Außerdem lassen sich solche Services durchaus von ERP-Anbietern als Lockmittel nutzen, wie das Godesys vorhat. Insofern könnte sich SOA zur Triebfeder für zumindest teilweise offene ERP-Software entwickeln.

Insgesamt ergibt sich das Bild, dass der Markt für genuine Open-Source-ERP-Software sich auf die wenigen Unternehmen beschränkt, die großen Anpassungsaufwand machen müssen. Sieht man in Open Source vor allem einen Werkzeugkasten voller offener Standards, so lassen sich diese von ERP-Anbietern, Dienstleistern und Anwendern für mehr Flexibilität und Unabhängigkeit zu niedrigen Preisen nutzen. Zudem steckt in serviceorientierten Architekturen das Potenzial für neue Geschäfts- und Nutzungsmodelle wie Saas, mit den genannten Vorteilen für Anbieter und Kunden. Open Source hat damit aber nur insofern zu tun, als sie einen Teil der offenen Standards liefert, die man für solche Architekturen braucht. Außerdem spielt Open Source eine ähnlich wichtige Rolle beim Produktmarketing, wie die kostenlosen Dienste auf Webseiten. Sie locken den Interessenten zum Anbieter und führen schnurstracks zu kostenpflichtigen Angeboten, sobald etwas mehr als die Basisfunktion benötigt wird.

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ZDNet.de Redaktion

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