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Die gelbe Gefahr

Die gelbe Gefahr ist größer als selbst die Chinesen wissen. Nach einer Überprüfung widersprüchlicher Zahlen hat sich ergeben, dass das Land bei der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) bereits 2004 zur weltweiten Nummer 4 nach den USA, Japan und Deutschland aufgerückt war. Beim IT-Export liegt das Land der Mitte weltweit sogar an erster Stelle.

Bislang ging die Zentralregierung für 2004 von einem Wachstum von 9,5 Prozent aus, die Zahlen aus den 31 Provinzen ergaben jedoch 12,07 Prozent. Nun hat die Regierung in einer landesweiten Erhebung herausgefunden, dass das Bruttoinlandsprodukt mit 1450 Milliarden Euro um rund 20 Prozent zu niedrig berechnet worden war. Die kommunistischen Erfassungsmethoden hatten das explosionsartige Wachstum von Privatunternehmen unzureichend erfasst, unter ihnen auffällig viele kleine Dienstleister aber auch große IT-Outsourcer. Nach den aktuellen Zahlen überholt das Land Frankreich, Italien und Großbritannien und katapultiert sich vom siebten auf den vierten Platz der Weltrangliste.

Inzwischen setzt China mit eigenen Autos mehr um als Deutschland. Am wichtigsten ist in Land der Mitte jedoch mit einer Wertschöpfung von 98 Milliarden Euro die IT-Branche. Sie übertraf 2004 in den Kategorien Produktionswert, Umsatz und Gewinn alle anderen Industrien. Beim Export von Gütern der Informations- und Telekommunikationsbranche (ITK) lag China nach Angaben der internationalen Wirtschaftsorganisationen OECD im vergangenen Jahr mit 180 Milliarden Dollar sogar vor den USA, die „nur“ ITK-Waren im Wert auf 149 Milliarden Dollar ausführten. Der ITK-Außenhandelsüberschuss beträgt ohne Dienstleistungen 34 Milliarden Dollar. Wird also Europa mit chinesischen Computern und Handys überschwemmt?

Ja und Nein. Einerseits landet der Löwenanteil der ITK-Produktion in den USA und nicht in Europa. Zum anderen rühren die hohen Exportzahlen vor allem daher, dass fernöstliche High-Tech-Konzerne in China ihre Handys, Rechner und andere Endgeräte für den Markt in den USA und Europa zusammenbauen lassen.

Längst produzieren die Chinesen dank der auf Technologie-Transfer zielenden Joint-Ventures mit Westfirmen auch eigene Hightech-Produkte. Der durch den Kauf von IBMs PC-Sparte bekannt gewordenen IT-Konzern Levono ist nur eines der spektakulärsten Beispiele. Bei IT-nahen Produkte, wie DVD-Playern, können die Weltkonzerne Philips und Sony inzwischen nicht mehr mithalten. Aber die Chinesen produzieren nicht nur für den Export, sondern kaufen ihre High-Tech-Produkte auch selbst. Nach offiziellen Angaben sind inzwischen 90 Prozent der Unternehmen mit Netzwerken ausgestattet und bei der Breitbandnutzung mit DSL-Technik überholen die Chinesen schon 2003 den Rest der Welt. Ende 2004 gab es dort zudem mit 94 Millionen mehr Internet-User als hier zu Lande Einwohner. Die Zahl der Handy-Nutzer ist dort mit 335 Millionen nicht nur gewaltig, sondern auch etwas höher als die der Festnetz-Telefonierer.

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ZDNet.de Redaktion

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