Supercomputer für den Schreibtisch

Transmeta war ein revolutionäres Unternehmen. Seine Geschäftsidee: x86-Prozessoren mit geringem Stromverbrauch. Sein Verhängnis: Die Platzhirschen Intel und AMD machten die Transmeta-Idee binnen weniger Monate nach. Nun versucht man es mit einem neuen Geschäftsmodell.

Zwei Mitgründer von Transmeta, Colin Hunter und Ed Kelly, versuchen es ebenfalls mit einem neuen Geschäftsmodell: Ihr neues Unternehmensbaby Orion Multisystems hat unter dem Schlagwort „Personal Supercomputer“ eine Workstation für den Einzelarbeitsplatz vorgestellt. Das DS-96 Deskside-System mit den Ausmaßen eines etwas bauchigen aber handelsüblichen Desktops arbeitet mit Cluster-Technologie und verfügt über 96 Prozessoren. Es richtet sich an Anwender, die große Rechenleistung benötigen, insbesondere aus dem wissenschaftlichen Bereich.

Für die Stromversorgung reicht ein regulärer 220 Volt-Anschluss aus. Trotz der vergleichsweise geringen Stromaufnahme sieht Orion das System als legitimen Nachfolger der früheren Mini-Computer. Das System schließe die Lücke zwischen Workstation und Supercomputer. „Sie wollen offenbar das neue SGI werden“, fragen wir Hunter, als er auf Stippvisite in München eingeflogen ist. „Nein“, lacht er. „Ich will das neue Sun werden!“ München kommt für ihn übrigens als einziger Stützpunkt für eine zentraleuropäische Dependance in Frage.

Bereits vor einigen Monaten hatte Orion Multisystems eine Cluster-Workstation mit 12 Prozessoren vorgestellt. Das System wird inzwischen vor allem aus dem Bereich der Biowissenschaften, der Geologie, von Ingenieuren, Finanzmathematikern sowie in der Medienbranche genutzt. „Einen Cluster-Rechner als stets verfügbare Ressource direkt am Arbeitsplatz zu haben, ermöglicht ein wesentlich stärker interaktives Arbeiten mit der Rechenressource“, zeigte sich beispielsweise Jim Lux, Ingenieur am NASA Jet Propulsion Laboratory, überzeugt. Lux erforscht mit dem System die Strömungsdynamik von Düsenantrieben.

IDC schätzt die Chancen für einen Erfolg von Orion übrigens als eher durchwachsen ein. Der Analyst Roger Kay erklärte: „Der Markt für Workstations ist sehr konstant und umfasst etwa 1,5 Millionen Einheiten. Orion kann sich hier sicher einen Marktanteil erobern.“ Allerdings sei das Problem des Unternehmens, dass es bisher nur Prozessoren von Transmeta einsetze. „Ich kann mir auch andere x86-Prozessoren in dem Gehäuse vorstellen“, erklärte Hunter gegenüber ZDNet. Er würde in diesem Falle am ehesten zu Prozessoren aus dem Hause AMD tendieren. So halte er den auf der CeBIT vorgestellten Turion 64 für einen heißen Kandidaten. Der 64-Bit-Chip ist als Konkurrent zu Intels stromsparenden Pentium M positioniert und in Varianten mit 25 und 35 Watt maximaler Leistungsaufnahme zu haben.

Page: 1 2

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

1 Tag ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

1 Tag ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

1 Tag ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

2 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

2 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

2 Tagen ago