Der Täter war immer der Mitarbeiter

Damit soll nicht gesagt werden, dass die Polizei nichts zu tun hätte, oder die Unternehmen nicht auf ihre Daten acht geben sollen. Im Gegenteil. Die Gewaltverbrechen nehmen ebenso zu wie die Quote der Computerdelikte, die von 2003 auf 2004 um 20 Prozent anstieg. Alle Sicherheitsberater sind sich einig, dass hier zu Lande viel zu wenige Geld und Mühen in die Security-Schulung investiert werden. Anstatt mit Argumenten für Achtsamkeit zu werben, stellen sparsame Firmenleitungen bei Unregelmäßigkeiten lieber ihre Untergebenen unter Generalverdacht.

Wie etwa mögen sich die Besatzungen der Kühlschiffe gefühlt haben, als sie erfuhren, dass ihr Reeder drei Jahre lang Computerforensiker bezahlt hat, weil er ihnen nicht glaubte, dass die transportierten Lebensmittel wegen einer ausgefallenen Kühlung verdorben waren? Das Ergebnis: Die Anlage hatte versagt. Derartige “Ermittlungen“ erzeugen genau das Klima von Misstrauen, das hilft Loyalität abzubauen.

Besonders perfide an dem Generalverdacht gegen die Mitarbeiter ist, dass damit unausgesprochen mit dem Finger auf die Sachbearbeiter-Ebene gezeigt wird. Tatsächlich aber ist das Management oft das weit größere Sicherheitsrisiko – schon deshalb, weil es qua Positon viel mehr Firmengeheimnisse kennt. Es sind in der Regel höhere Chargen, die die Gelegenheit bekommen ihre Handys und Notebooks auf Geschäftsreise zu verlieren, oder das ganze Zugabteil mit fernmündlichen Vertragsverhandlungen zu nerven.

Unterschlagen wird auch gerne, dass zur Computerkriminalität auch das Fälschen von Bilanzen gehört, ein Delikt, das hohe Zuwachsraten aufweist und immensen Schaden anrichtet. Und war es nicht Top-Manager Ignazio Lopez, der Firmengeheimnisse gleich kistenweise von Opel zu VW transportieren ließ?

Ja, es ist richtig: Nach Attacken von außen, sind die Mitarbeiter das größte Sicherheitsrisiko für das Unternehmen, eine triviale Erkenntnis, weil das vom Hausmeister bis zum Vorstandsvorsitzenden gilt. Lösen lässt sich dieses Problem am besten durch ein positives Betriebsklima und der Schaffung von Sicherheits-Know-how auf allen Ebenen. In solchen Unternehmen gibt es immer genug achtsame Mitarbeiter, weil sie wissen, dass Sabotage und Datendiebstahl das Unternehmen manchmal in einer Weise schaden, die auch ihnen den Job kosten kann.

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ZDNet.de Redaktion

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