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Chinesen erobern das Silicon Valley

Es ist 1984. Die Angst geht um im Silicon Valley. Das High-Tech-Tal steckt wegen der Überkapazitäten in der Halbleiterbranche in einer Rezession, die Einkaufstour der Japaner in den USA hat gerade erst begonnen. Bald, so die Befürchtung, werden sie die Computerindustrie beherrschen, mit preisgünstigen PCs, Monitoren und Druckern den Weltmarkt fluten. In der Unterhaltungselektronik haben sie bereits eine dominierende Stellung erreicht.

Tatsächlich steigen die Japaner in den Achtzigerjahren zum größten ausländischen Investor in den USA auf, kaufen Technologieunternehmen, Filmstudios, Golfplätze und Wolkenkratzer. Die PC-Industrie zu dominieren, gelingt ihnen nicht. Das bleibt einem Studienabbrecher namens Michael Dell vorbehalten, der den Preisrutsch bei Computern ausnutzt, um 1984 sein eigenes PC-Unternehmen zu starten.

2004 – 20 Jahre später. Der chinesische PC-Hersteller Lenovo kauft die Mehrheit der PC-Sparte von IBM. Das ist ungefähr so, als ob die Chinesen Volkswagen übernehmen würden. Immerhin hat IBM den Personalcomputer zu einem der wichtigsten amerikanischen Exportgüter gemacht.

„Die Chinesen kommen“ – geht jetzt wieder die Furcht vor der Gefahr aus Asien um? Zumindest nicht im Silicon Valley. Das sieht seine Chance als Brückenkopf zu Asien. Risikofinanziers frohlocken bereits wegen der zu erwartenden Unternehmensaufkäufe aus China und hoffen, dass die dortige Regierung solche Übernahmen erleichtern wird. Schließlich sind die Chinesen an High Tech interessiert.

Im Gegensatz zu anderen Regionen ist man sich im Silicon Valley sehr wohl bewusst, dass der Wirtschafts- und Wohlstandsboom der vergangenen 20 Jahre wesentlich auf ausländischen Investitionen beruhte. Und man weiß auch, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Das Entsetzen war groß, als der weltberühmte Pebble-Beach-Golfplatz, auf dem sich die Reichen und Berühmten des Silicon Valley regelmäßig tummeln, 1990 an einen japanischen Immobilientycoon verkauft wurde. Heute ist er – zu einem Bruchteil des damaligen Preises – wieder fest in amerikanischen Händen. Einer der Investoren ist Clint Eastwood. Amerikanischer geht es wirklich nicht.

ZDNet.de Redaktion

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