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Intel-CEO Craig Barrett: USA sind selbstgefällig

Noch vor drei Jahren waren Analysten der Meinung, Intels Ausgaben für Forschung und neue Fertigungsstätten seien zu hoch. Trotzdem änderte Intel-CEO Craig Barrett seine Strategie nicht. Letztendlich behielt der 64-jährige jedoch Recht. Denn als die Nachfrage wieder anzog, konnte das Unternehmen mit neuen Notebook- und Server-CPUs aufwarten. In einem CNET/ZDNet-Interview äußerte sich Barrett über Standorte, sich ändernde Kundenanforderungen und über die nächsten Wachstumsmärkte.

Seinem Heimatland Amerika stellte Barrett ein schlechtes Zeugnis aus. In Bereichen wie Bildung, Infrastruktur und Forschung seien die USA „selbstgefällig“. Gerade im Bildungssektor und im Bereich Infrastruktur falle das Land immer weiter zurück. Er kritisierte zudem, dass es nicht möglich sei, diese Probleme mit der Politik zu diskutieren. Gefragt nach den Reaktionen der Politiker antwortete Barrett: „Die haben andere 30-Sekunden-Prioritäten.“

Der Intel-CEO räumte ein, dass es in den letzten Jahren in der IT-Branche ein Umdenken gegeben habe. Weg von der rein Technik-orientierten Sichtweise hin zu einem mehr Nutzer-orientierten Blickwinkel. Den Sachverhalt illustrierte er am Beispiel von Intels Videoconferencing-Lösung „Proshare“. „Mitte der Neunziger glaubten wir, dass Proshare eine aufregende Sache ist und dass Anwender ebenso begeistert sind. Aber wir haben vergessen, sie zu fragen.“

Dem Thema Allianzen und Kooperationen steht Barrett kritisch gegenüber. „Es ist die einfachste Sache der Welt, eine Allianz anzukündigen. Man kann die erfolgreichen Kooperationen, die bedeutende Technologien auf den Markt gebracht haben, jedoch an einer Hand abzählen.“

Die Anforderungen von Kunden hätten auch die Art und Weise verändert, wie Intel seine Geschäfte tätigt. Gerade IT-Verantwortliche seien in den letzten Jahren anspruchsvoller geworden. Für sie spiele der ROI und eine gute Interoperabilität eine große Rolle. Noch in den Neunzigern seien viele Investitionen in diesem Bereich getätigt worden, die die Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Den kürzlich vollzogenen Paradigmenwechsel von immer mehr MHz hin zu Multi-Core-CPUs spielte der Intel-CEO herunter. Schließlich gehöre es zum Geschäft, innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Und über das Thema Multi-Core rede man schließlich schon seit vier bis fünf Jahren.

Als einen der kommenden Wachstumsbereiche hat Barrett den Gesundheitssektor identifiziert. Dieser habe einen großen Anteil am Bruttoinlandsprodukt und der Einsatz neuer Technologien gehe sehr schleppend voran. Die Ausstattung mit IT habe sich dort „im Schneckentempo“ vollzogen.

Die große Konfrontation zwischen IT- und Unterhaltungsbranche sieht der Intel-CEO nicht. Das Thema werde als große Schlacht hochstilisiert. „Die PC-Hersteller sagen, der PC sei das Zentrum der digitalen Welt, die Hersteller von Unterhaltungselektronik sehen den Fernseher als Mittelpunkt und die Softwarehersteller sind der Meinung, die Software sei das Wichtigste.“ Am Ende müsse jedoch alles problemlos zusammenarbeiten. „Ich sehe da keinen Konkurrenzkampf.“

Auf die Frage, ob das Aus des Prescott-Nachfolgers Tejas und das Vorantreiben von Dual-Core-CPUs in allen Bereichen die Laufzeit der Pentium 4-Architektur verkürzen würde, antwortete Barrett, dass dieser Schritt in Einklang mit Intels Strategie stehe, seine Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Er ließ jedoch durchblicken, dass diese Entscheidung nicht einfach gewesen sei. Es dauere Jahre, eine Architektur und das dazugehörige Ökosystem zu entwickeln.

ZDNet.de Redaktion

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