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Open Source und Linux: Von wegen innovativ

KOMMENTAR: Insofern kann Open Source als modern gelten, aber ist sie innovativ? Nicht, wenn man auf die Open Source-Produkte schaut. Das Linux-Betriebssystem ist nichts anderes als ein Unix-Clone, so wie die Open Source-Datenbanken ihre relationalen oder objektorientierten Vorbilder nachahmen. Etwas anders verhält es sich bei Entwicklersoftware. Hier handelt es sich zum einen oft um Weiterentwicklungen von Unix-Werkzeugen aus den 70er Jahren, als Unix und seine Tools selbst noch Open Source-Produkte waren, weil es den Unix-Erfindern von AT&T damals aufgrund eines Consent Decrees untersagt war, Computer-Produkte zu verkaufen. Andere offene Techniken wie die Tool-Entwicklungsumgebung „Eclipse“, die Techniken zur Realisierung von Web Services (XML, Soap etc), oder das relationale Datenbanksystem „MaxDB“ sind keineswegs innerhalb der hochgelobten Open Source-Community entstanden, sondern wurden ihr vielmehr von Herstellen wie IBM, Microsoft oder SAP (aus durchaus eigennützigen Motiven) geschenkt.

Ein Blick auf aktuelle Projekte ergibt kein besseres Bild. Auf der Community-Site „SourceForge.net“ wurden in diesem Jahr Projekte als beispielhaft hervorgehoben, die Workgroup-Software à la Lotus Notes imitieren, Arkade-Spiele aus den 70er Jahren nachbauen oder Musikplayer auf Linux portieren.

Wenn man die Open Source-Bewegung als innovativ bezeichnen kann, dann höchstens wegen ihres Marketingmodells. Es ist ihren einst idealistischen Vertretern gelungen, eine weltweite Entwicklergemeinde dazu zu bringen, kostenlos nach Fehlern in halb ausgegorenen Programmen zu fahnden. Noch verstehen sich viele Open Source-Freaks als eine Art Internet-Guerilleros, die mit offenem und nicht selten kostenlosem Quellcode die kapitalistische IT-Industrie im Allgemeinen und dem Klassenfeind Microsoft im Besonderen das Geschäft vermiesen.



So falsch ist das nicht. Angesichts der ständigen Prozesse ist nicht zu leugnen, dass gerade etablierte Softwarehäuser das Patent- und Lizenzrecht missbrauchen, um schwächere Konkurrenten vom Markt zu drängen und Kunden in die hauseigene Systemwelt einzusperren. Dennoch: Im Kern geht es den Open Source-Jüngern, gerade wenn sie nicht selbst entwickeln, nicht um Gerechtigkeit, sondern darum, dass sie schlicht nicht zahlen wollen, was andere entwickelt haben. Die Open Source-Nutzergemeinde ist in einer Zeit aufgewachsen, in der Raubkopieren als unverzichtbares Instrument eines „Produktvergleichs“ vor einem möglichen Kauf entschuldigt wurde – der dann nie erfolgte. Später, als der Internet-Boom seine Inhalte kostenlos in die Welt verströmte, wurde es noch schwerer einzusehen, dass Software und Content Geld kosten sollten.

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ZDNet.de Redaktion

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